Wie arbeitet ein Künstler und wie lebt er? Mit solchen und tiefer gehenden Fragen beschäftigen sich derzeit Schülerinnen und Schüler der Hildesheimer Gymnasien Himmelsthür und Andreanum im Rahmen des Projekts „Schokolade in Acryl“. Hier geht es darum, Jugendliche im Alter von 14 bis17 Jahren für zeitgenössische Kunst und vor allem den Umgang damit zu sensibilisieren. Dafür haben heute zehn Andreanum-Schülerinnen den Bildhauer, Fotografen und Aktionskünstler Hans-Werner Kalkmann im Kunsthof Bodenburg besucht, im Volksmund „Bullenstall“ genannt.
In bester Laune kommt Kalkmann aus seinen Atelierräumen, um die Schülerinnen in Begleitung ihres Kunstlehrers Siegfried Musiol und der Projektkoordinatorin Prof. Dr. Angela Weyer vom Hornemann Institut und der HAWK-Fakultät Erhaltung von Kulturgut zu begrüßen.
„Kunst ist für mich der Griff nach den Sternen, um Träume zu realisieren“, erklärt Kalkmann sogleich, um seinen persönlichen Bezug und seine Berufung zu verdeutlichen. Seine Aufgabe als Künstler sieht er wie folgt: „Mit meinen persönlichen Arbeiten möchte ich erreichen, dass Menschen sich durch Kunst gegenseitig besser verstehen. Ich möchte die Toleranzbereitschaft fördern.“ Dabei solle der Verkauf von Kunstwerken niemals im Vordergrund stehen. Ein Künstler müsse seines Erachtens den festen Willen haben, zu gestalten. Denn „deshalb ist die Kunst auch so reich“, erklärt er.
Die Schülerinnen lauschen gespannt. Sie stehen an der Skulptur „Auge“ aus gehauenem und geschliffenem Granit, die direkt vor Kalkmanns Atelier steht. „Ich arbeite gerne mit Stein, weil mir dieses Material das Gefühl gibt, etwas zu erschaffen, was viele Jahre erhalten bleibt“, erläutert Kalkmann.
„Wir haben schon einige andere Künstler getroffen. Alle machen etwas anderes. Es ist immer eine ganz individuelle Erfahrung“, findet Elftklässlerin Linda Kalski, die bereits den Künstler Timm Ulrichs in Hannover besucht hat, um ein Interview mit ihm zu führen. Saskia Schulz sieht das ähnlich: „Herr Kalkmann verfolgt für mich einen ganz neuen Stil. Es ist wahnsinnig interessant, die verschiedenen Kreativen zu besuchen, um zu sehen, wie sie leben und arbeiten.“ Auch sie hat sich bereits intensiv mit einem Künstler befasst, und zwar mit Roland Bauer, der direkt neben ihrer Schule wohnt. Darüber hat sie auch ihre Facharbeit geschrieben.
Einen anderen Aspekt zeitgenössischer Kunst haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Restauratoren der HAWK-Fakultät Erhaltung von Kulturgut bearbeitet, nämlich wie kompliziert der Erhalt von vergänglichen Materialen ist, die in zeitgenössischer Kunst oft benutzt werden.
Was genau die Schüler des Projekts „Schokolade in Acryl erarbeitet und herausgefunden haben, zeigen sie in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung am Dienstag, 21. Juni, ab 18 Uhr im HAWK-Gebäude Brühl 20, Alte Bibliothek im Hinterhof. Der Eintritt ist frei.