Erscheinungsdatum: 17.12.2015

HAWK beteiligt sich an Forschungsprojekt zur Schieferkonservierung

Fachwerkbauten mit Dacheindeckungen und Wandbehängen aus örtlichen Schiefervorkommen prägen das Bild der Goslarer Altstadt, die seit 1991 in der Welterbeliste der UNESCO eingetragen ist. Auch das Mönchehaus von 1528, heute Sitz eines Museums für moderne Kunst, trug bis vor kurzem an seiner Südseite im ersten Obergeschoss eine Wandverkleidung aus Goslarer Schiefer. Es handelt sich um einen der ältesten Behänge dieser Art, der wohl im 18. Jahrhundert als Witterungsschutz für das Fachwerk angebracht wurde. Der als sog. Altdeutsche Deckung ausgeführte gealterte Behang bietet ein reiches Farbspiel zwischen Silbergrau und Hellbraun, das auf dem hohen Kalkgehalt und Eiseneinlagerungen im Goslarer Schiefer beruht.

Im Zuge einer Instandsetzung des Mönchehauses musste der Behang 2013 abgenommen werden. Die fast 1000 Schieferplatten sind überwiegend in einem sehr schlechten Zustand, wozu maßgeblich die Verhüttung der reichen Erzvorkommen des Goslarer Rammelsbergs beigetragen haben. Die im Regen gelösten Schwefeldioxidimissionen aus den hierfür verwendeten Brennstoffen haben den Kalk im Tonschiefer zu Gips verwandelt und damit das Gefüge der Schieferplatten auseinandergetrieben.

Üblicher Praxis folgend wäre der gesamte Schieferbehang als Bauschutt entsorgt und aus bruchfrischen Platten erneuert worden. Goslarer Schiefer wird jedoch nicht mehr abgebaut. Als Ersatzmaterial werden in jüngerer Zeit meist preisgünstige spanische Tonschiefer verwendet, die aufgrund anderer Zusammensetzung auch nach langjähriger Bewitterung einen fast schwarzen Farbton behalten. Am Mönchehaus wollte man aber den historischen Behang erhalten und hat ihn deshalb vorsichtig geborgen, um ihn nach erfolgreicher Konservierung wieder am Gebäude anzubringen.

Kann man stark geschädigten Schiefer überhaupt dauerhaft konservieren und womit? Bisher lagen hierzu kaum praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Untersuchungen vor. Erste Konsolidierungsversuche durch die Restauratorin Beate Skasa-Lindermeir erbrachten viel versprechende Ergebnisse, die nun im Rahmen eines Forschungsprojektes verifiziert und ergänzt werden. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) stellte eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Denkmalpflegern, Konservierungswissenschaftlern und Restauratoren zusammen und beantragte erfolgreich die Förderung des Forschungsvorhabens durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die Fachrichtung Stein- und Keramikrestaurierung im Studiengang Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft der HAWK ist hier maßgeblich beteiligt. In mehreren Lehrveranstaltungen und einer Masterthesis wurden seit dem Sommersemester 2014 verschiedene Konservierungsmittel und Tränkungsverfahren auf ihre Eignung zur Schieferkonsolidierung untersucht. Zur Evaluierung der Konservierungseffekte mussten geeignete Untersuchungsverfahren entwickelt und eine künstliche Bewitterung durchlaufen werden. Auf der Grundlage dieser Laboruntersuchungen wurden drei Konsolidierungsmittel ausgewählt und an 30 Schieferplatten angewendet, die nun für ein Jahr der natürlichen Bewitterung in Goslar ausgesetzt werden.

Weitere Informationen:

  • Prof. Dr. Dipl.-Rest. Nicole Riedl
  • Dipl.-Rest. Gerhard D’ham
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