Erscheinungsdatum: 05.09.2013

Konzept gelobt: Fakultäten Naturwissenschaften und Technik sowie Ressourcenmanagement

Henrike Dörner hat sich im Rahmen des Projektes „StartMINT“ ein halbes Jahr lang im Studiengang Präzisionsmaschinenbau an der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik umgeschaut, bevor sie zum Sommersemester 2013 gleich direkt im Rahmen des Praxis-Verbund-Studiums in den Studiengang quer einstieg. Monique Siegmann hat ihr Jahr im Studiengang Forstwirtschaft an der Fakultät Ressourcenmanagement, ebenfalls in Göttingen, verbracht. Mit dem Projekt „StartMINT“ will die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen für junge Frauen vor allem eines erreichen: Hemmschwellen abbauen und Orientierung geben. Es soll junge Frauen nach dem Abitur ermutigen, im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ihren Berufsweg zu finden.

Ein spannendes Jahr


Der erste Jahrgang, bestehend aus vier jungen Frauen, hat jetzt dieses Orientierungsjahr abgeschlossen. Zwei von ihnen werden sich fest an der HAWK immatrikulieren. Die dritte wird Wirtschaftsingenieurwesen an einer anderen Hochschule studieren und die vierte Pionierin plant zunächst einen Auslandsaufenthalt und dann vermutlich eine Ausbildung. Alle vier sind sich jedoch einig, dass es ein spannendes Jahr war, das ihnen einen weitreichenden Einblick in den studentischen Alltag in den MINT-Fächern geboten hat. Die neuen Studentinnen freuen sich natürlich auch über die bereits gesammelten Studienleistungen (Credits), die ihnen auf das Regelstudium angerechnet werden.

„Wir wissen, dass wir ein sehr dickes Brett bohren und keine sofortigen großen Veränderungen erzielen werden, aber auf Grund des Ingenieurmangels ist es wichtig, junge Frauen für unseren Bereich zu gewinnen“, so Prof. Dr. Bernd Stock, Studiendekan der Fakultät Naturwissenschaften und Technik. Der Mangel werde sich durch den demografischen Wandel weiter verstärken. „Außerdem werden die Frauen den Ingenieur-Bereich weiter voranbringen, z.B. Produkte noch stärker auf Nutzbarkeit oder Handhabbarkeit überprüfen“, beschreibt Stock den Einfluss, den Frauen als Ingenieurinnen haben werden.

Hoher Praxisbezug

Besonders gut fanden die beiden neuen HAWK-Studentinnen Henrike Dörner und Monique Siegmann den hohen Praxisbezug von StartMINT, denn neben einem halben Jahr Orientierungszeit bei Kursen, Seminaren und Vorlesungen konnten sie ein halbes Jahr direkt im Unternehmen bzw. bei den Landesforsten ausprobieren, ob ihnen der Bereich auch wirklich zusagt.

„Mein Onkel ist Förster, ich war oft mit ihm zur Jagd, außerdem bin ich neben einer Revierförsterei groß geworden“, erzählt die 23-jährige Monique Siegmann, die nach ihrer BTA-Ausbildung (Biologisch Technischer Assistent) die Fachhochschulreife erlangte. Mit vier Jahren saß sie das erste Mal auf einem Hochsitz. Jetzt nach einem Jahr Probezeit steht für sie fest, dass sie in jedem Fall Försterin werden will, der eigene Jagdschein gehört selbstverständlich dazu, das freut nicht nur ihren Jagdhund Ronja.

Praktikum vor dem Studium

Die stellvertretende Leiterin im Forstamt Münden, Sabine Steinhoff, ist begeistert von ihrem „Zögling“. Die Niedersächsischen Landesforsten waren einer der ersten Unterstützer des Projektes StartMINT. „Der weibliche Anteil der Angestellten bei uns liegt bei rund acht Prozent“, schätzt Steinhoff. Da es sich um einen öffentlichen Verwaltungsbereich handele, versuche man die Frauenquote zu erhöhen. „Es wird Monique Siegmann in jedem Fall leichter fallen, jetzt zu studieren, weil sie den Praxisbezug hat. Sie weiß, warum ein Förster die einzelnen Inhalte des Studiums – wie z.B. Pflanzen- oder Bodenkunde – für seine Aufgaben braucht“, betont Steinhoff die Vorteile des halbjährigen Praktikums vor dem eigentlichen Studium. Das sehen auch die Landesnachbarn so. Der Landesbetrieb Hessen Forst ist seit drei Wochen neuer Partner des StartMINT-Programmes.

Das Praktikum hat auch Henrike Dörner sehr zugesagt. Die 21-jährige Abiturientin des Theodor-Heuss-Gymnasiums arbeitete sechs Monate lang bei der Accurion GmbH, einem Spezialisten für optische Oberflächenanalytik und aktive Schwingungsisolation. Ihr größter Erfolg: der Bau des Prototypen eines passiven Gerätes zur Schallisolierung (Passive Geräte sind diejenigen, die nicht aktiv gegen die Schwingungsfrequenzen anwirken, sondern vorhandene Schwingungen bestmöglich dämpfen). „In den höheren Hertzbereichen hat dieser schon sehr gut isoliert, im unteren Bereich muss jetzt noch nachgebessert werden“, so Dörner fachmännisch. „Ich durfte viel selber machen und auch mit ausländischen Kunden kommunizieren“, lobt sie die Vielfalt ihrer Aufgaben, die ihre Wahl stärkte, sich jetzt für Präzisionsmaschinenbau einzuschreiben. Ursprünglich hatte sie Zahnmedizin studieren wollen.

Orientierung für junge Frauen

„In der Türkei oder in Portugal liegt die Zahl der Ingenieurinnen zwischen 30 bis 50 Prozent, bei uns sind es in den klassischen Ingenieurberufen unter zehn Prozent“, erklärt Dr. Anna Müller, Professorin für Gender- und Diversitymanagement und Gesamtverantwortliche für das Projekt StartMINT. „In der sensiblen Phase nach dem Abitur gibt StartMINT den jungen Frauen Orientierung, wenn sie sich nicht sicher sind, ob dieser Bereich auch wirklich etwas für sie ist. Sie können ihre eigenen Erfahrungen machen, sich ausprobieren und dann entscheiden. Ohne startMINT hätten Henrike Dörner und Monique Siegmann dieses Studium nicht ergriffen.“ Das HAWK-Projekt wird im Rahmen des „Niedersachsen Technikums“ vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.

„Als ich 2006 an der HAWK anfing Maschinenbau zu studieren, startete ich mit vier Frauen und 70 Männern. Ich möchte den Mädchen den Einstieg erleichtern, die sich oft von ihren Klassenkameraden im Gymnasium eingeschüchtert fühlen“, sagt Projektbetreuerin Jennifer Hoffmeister (27), die im Bereich Optical Engineering promoviert.

Das Angebot kommt an, im kommenden Jahrgang sind es drei Anmeldungen im Bereich Naturwissenschaften und Technik, zwei im Bereich Forstwirtschaft und eine Abiturientin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsingenieurwesen, zwei weitere Bewerberinnen werden vermutlich im Bereich Forstwirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen noch hinzukommen.


Weitere Informationen zu StartMINT

Konzept gelobt: Fakultäten Naturwissenschaften und Technik sowie Ressourcenmanagement Jennifer Hoffmeister, Monique Siegmann, Henrike Dörner Jennifer Hoffmeister, Monique Siegmann, Henrike Dörner