Erscheinungsdatum: 30.04.2013

Die Kultur der Restaurierung an der Universität La Sapienza in Rom unter Beteiligung der HAWK

Die Kultur der Restaurierung an der Universität La Sapienza in Rom unter Beteiligung der HAWK

Ein international besetzter wissenschaftlicher Beirat, dem auch die Professorin der HAWK Dr. Ursula Schädler-Saub angehört, hat unter Leitung einer Gruppe von italienischen Forscherinnen die Schwerpunkte und das Programm der internationalen Fachtagung „La cultura del restauro – modelli di ricezione per la museologia e la storia dell’arte“ („Die Kultur der Restaurierug – Rezeptionsmodelle für die Museologie und die Kunstgeschichte“) entwickelt, diean der römischen Universität La Sapienza in Rom stattfand.

Die Tagung wollte die europäische Restaurierungsgeschichte als wichtiges Kapitel der allgemeinen Kulturgeschichte im Kontext von Kunstgeschichte und Geschichte der Museen und der Denkmalpflege darstellen und dabei aufzeigen, wie sehr die Rezeption von Kunstwerken seitens der Fachleute und der Laien - meist unbewusst- durch die Restaurierungsgeschichte bestimmt wird. Anhand verschiedener Schwerpunkte sollte anschaulich nachvollziehbar werden, wie diekomplexen und oft auch widersprüchlichen Verflechtungen zwischen Kunst- und Kulturgeschichte, Museologie und Restaurierungsgeschichte, im Laufe der Generationen zu ganz unterschiedlichen Zuschreibungen und Wertschätzungen von Kunstwerken führen, was wiederum direkten Einfluss auf die Erhaltungsmaßnahmen hat.

Referentinnen und Referenten aus ganz Europa trugen mit einem breiten Themenspektrum zu den drei Sektionen der Tagung bei: diese widmeten sich den historischen Quellen und restauratorischen Untersuchungen, anhand derer nachvollziehbar wird, was die materielle Substanz und das Aussehen von Kunstwerken heute bestimmt („Opere e Fonti“); ebenso befassten sie sich mit der Rolle der Museen und der Denkmalpflege bei der Behandlung der Werke im Zusammenspiel von Kunstgeschichte und Restaurierung („Musei e Tutela“), und nicht zuletzt mit der Rolle der Akteure der Restaurierungsgeschichte, darunter in erster Linie die Restauratoren, aber auch Sammler, Connaisseurs und Kunsthistoriker („Funzioni e Biografie“).

Der dichte Reigen der Vorträge einer jeden Sektion wurde jeweils mit einer Podiumsdiskussion abgeschlossen, welche auch die gesellschaftliche und politische Relevanz der Restaurierungsgeschichte aufzeigte und sich zudem mit der akademischen Ausbildung von Restauratoren/innen und Kunsthistorikern/innen befasste. Man war sich einig, dass die Restaurierungsgeschichte an den kunsthistorischen Instituten in der Forschung und in der Lehre eine wichtigere Rolle einnehmen muss – leider ist ein Lehrstuhl für Restaurierungsgeschichte an diesen Institutionen immer noch eine Ausnahme; vorbildhaft ist hier die Fakultät „Lettere e Filosofia“ der Universität La Sapienza, an der ein solcher Lehrstuhl seit Jahrzehnten besteht.

Seitens der HAWK referierte Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub in der Sektion „Opere e Fonti“ über historische und aktuelle Restaurierungen polychromer Holzplastik des bayerischen Rokoko in Spannungsfeld von Museen und Denkmalpflege, und in der Postersektion präsentierte die HAWK-Absolventin Kàtia Mühlbach dos Santos einen Aspekt aus der Masterthesis, in der sie sich zusammen mit Beatrix Zimmermann mit einer abgenommenen und auf mobilen Träger übertragenen gotischen Wandmalerei aus St. Sebald in Nürnberg befasst hatte.

Zum Schluss sei noch auf einen Gender-Aspekt hingewiesen: Aus noch nicht erforschten Gründen sind es vor allem Frauen, die sich in Theorie und Praxis als Professorinnen, Forscherinnen, Restauratorinnen und Studentinnen mit Restaurierungsgeschichte in all ihren Verästelungen befassen.

Die Tagungsakten mit den Vorträgen und einer Zusammenfassung der Podiumsdiskussionen werden bis Ende des laufenden Jahres in italienischer und englischer Sprache vorgelegt werden.

TagungsprogrammPDF (4,47 MB)


das Team der Tagungsveranstalterinnen das Team der Tagungsveranstalterinnen