Heißhunger als Kreativitätstechnik an der HAWK

Der Workshop an der HAWK in Hildesheim begann also sofort, denn die Aufgabe lautete: „Grillen hat sich verändert. Die allgemein bekannte Zange ist hauptsächlich auf Wurst und Steak ausgerichtet, doch landen inzwischen auch vegetarische und vegane Speisen auf dem Grill.“ Entsprechend galt es, neues Werkzeug oder Besteck zu entwickeln und zwar sofort. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten die 5 Auszubildenden Lösungsvorschläge, die sie auch sofort ausprobierten. Aus dieser Erfahrung heraus ergaben sich automatisch Ansätze zur Verbesserung und neue Ideen. Die Devise lautete „Learning by Doing".

Tess Brahm fehlte ein Werkzeug, um Gemüsespieße zuzubereiten. Also baute sie einen Zylinder. In diesen kann sie ganz einfach das Gemüse einfüllen. Dann kommt ein Deckel drauf, durch dessen Öffnung sich ein Spieß stecken lässt. In Sekundenschnelle ist das Grillgut fertig. Ebenfalls ein Teil der Aufgabe bestand darin, ein „Grillszenario“ zu entwerfen. Die Teilnehmenden mussten also auch den Ort, den Anlass, die Anzahl der Personen und auch den Grillplatz mitbedenken. In ihrem Fall musste es also schnell gehen, aber es ging Tess Brahm auch um Präzision, denn jedes Gemüse sollte möglichst gleich nah an der Hitzequelle liegen. „In unserer dualen Ausbildung entwerfen wir auch, vor allem in der Schule, aber umsetzen, was wir uns ausdenken, tun wir selten“, freut sich die Auszubildende, die ihr neues Werkzeug auf jeden Fall selbst einsetzen möchte.

Aus seinem Stehgreifentwurf, einer Pfanne direkt auf der Glut, entwickelte Tim Kevin Busch seine Grillkugel. Denn die improvisierte Pfanne aus gebogenem Blech mit Pfannenwender bot nur wenig Platz und das Grillgut fiel ständig heraus. Am nächsten Tag kam ihm die Idee, eine Kugel zu entwerfen, in die er sein Grillgut füllen und ins Feuer legen konnte. Aus dem Pfannenwender wurde also eine Zange, die die Kugel aus der Glut fischt und vor allem öffnet und wieder verschließt. „So frei ist man sonst nicht, oft werden Aufträge ausgeführt, da geht es vor allem um handwerkliches Geschick“, freut sich Tim Kevin Busch, während er den Entwurf anhand seiner Skizzen erläutert.

Vom Entwurf bis zum Ergebnis hatten die Teilnehmenden gerade einmal 2 Tage und einen Abend Zeit. David Müller, Initiator des Workshops und Lehrer an der BBS GuT, blickt zufrieden auf die Arbeiten seiner Auszubildenden. Er selbst ist Alumnus des Kompetenzfelds Metallgestaltung, nach seinem Bachelorabschluss absolvierte er den Masterabschluss an der HAWK-Fakultät Gestaltung. Zusammen mit Prof. Hartwig Gerbracht und Cord Theinert entstand die Idee, die Inhalte der beiden Ausbildungsstätten zu kombinieren. „Uns ging es natürlich in erster Linie darum, Kreativitätstechniken exemplarisch anzuwenden, indem wir beispielhaft unerwartet knappe Zeitvorgaben machten und damit die Entscheidungsfähigkeit und Intuition enorm fördern. Außerdem wollten wir zum Spielen und Experimentieren animieren, denn dabei entstehen oft die besten Ideen. Vor allem mit Heißhunger“, erklären Prof. Hartwig Gebracht und Cord Theinert.