Erscheinungsdatum: 06.01.2014

Holzmindener Studierende der Sozialen Arbeit besuchen Fachtagung in Berlin

Holzmindener Studierende der Sozialen Arbeit besuchen Fachtagung in Berlin

Unter der Leitung vonDr. Andreas Thiesen, Verw.-Prof.unternahmen 20 HAWK-Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit in Holzminden jetzt eine dreitägige Exkursion nach Berlin. Den Studierenden wurde damit die Chance ermöglicht, sich auf eine professionelle Fachtagung einzulassen, die sich an über 70 Fach- und Führungskräfte aus dem Bereich der Wohnungslosenhilfe in Deutschland richtete. Neben diversen Fachvorträgen standen der Austausch und die Diskussion mit erfahrenen Expertinnen und Experten der Wohnungslosenhilfe im Vordergrund. Veranstalterin der Tagung war die Bundesakademie für Kirche und Diakonie (BAKD). Zu den Vortragenden gehörten unter anderem Andreas Krampe, Wissenschaftlicher Referent beim Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (kurz: "Deutscher Verein") und Dr. Thomas Specht, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.

Die Fachtagung hatte sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt, die "Zukunft der Wohnungslosenhilfe" in Deutschland zu diskutieren. Neben politischen und sozialräumlichen Aspekten ist in diesem Zusammenhang der juristische Blickwinkel entscheidend, insbesondere die Auseinandersetzung mit Problemen der Kooperation und deren Ursachen, aber auch die Suche nach Lösungsmöglichkeiten und praktischen Beispielen der Rechtsumsetzung in der Arbeit mit Menschen, die sich in besonderen sozialen Schwierigkeiten befinden. Zur Rechtsumsetzung der Hilfe nach dem 8. Kap. SGB XII müssen Leistungsberechtigte, Sozialhilfeträger und Leistungsanbieter kooperieren. Unklar ist auf Grund eines ambivalenten Rechtsverständnisses in der Praxis jedoch häufig, wie eine trägerübergreifende Zusammenarbeit gestaltet werden kann. Regional unterschiedliche Steuerungsmodi, tradierte Verfahren und neuere Rechtsentwicklungen erschweren zusätzlich die Kooperation. Die Schaffung eines überregionalen Forums durch die Bundesakademie und den Deutschen Verein im Rahmen einer Fachtagung war dabei ein erster wichtiger Schritt zu fachlichen Verständigung.

Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Strukturen der Hilfelandschaft, die bundesweit uneinheitlich ausgeprägt und entwickelt ist, wurden die Teilnehmenden dazu motiviert, sich neue Inspirationen der Hilfe und die dazu gehörige Umsetzung anzueignen, um daraus praktischen Nutzen zu ziehen. Die Holzmindener Studierenden erhielten einen exklusiven Einblick in die aktuelle Diskussionslage im Feld der Wohnungslosenhilfe und konnten wertvolle Kontakte zu einschlägigen Praxisstellen und Expertinnen und Experten herstellen.

Die einzelnen Panels der Fachtagung standen unter verschiedenen Überschriften, waren jedoch immer begleitet von der rechtlichen Grundlage der §§ 67ff. SGB XII – Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten. Hierbei handelt es sich um Hilfen für Personen in komplexen Problemlagen, die mit anderen Leistungen der Sozialhilfe nicht überwunden werden können. Der erste Tag widmete sich dem fachlichen Austausch zwischen freien und öffentlichen Trägern. Dabei wurde ein sogenannter „Pausendialog“ initiiert, indem Gruppen von jeweils 20 Personen vertreten waren, darunter Fachkräfte freier und öffentlicher Träger. Thematisch stand die Problematik der Kooperation und der Kommunikation zwischen öffentlichen und freien Trägern im Bereich der Wohnungslosenhilfe im Vordergrund. Herausgearbeitet werden sollten Perspektiven einer konstruktiven Zusammenarbeit unter besonderer Berücksichtigung administrativer, politischer und juristischer Faktoren. Besonders deutlich wurde, dass Kostenträger häufig misstrauisch gegenüber gut begründeten Fällen sind und dadurch seltener den §67 als Leistung bewilligen. Eine Barriere ist hier der politische Stellenwert des Themas, der immer noch unterbelichtet ist. Andreas Krampe vom Deutschen Verein skizzierte spezifische Lösungsansätze wie beispielsweise die Einbeziehung aller beteiligten Akteure, um ein gemeinsames Ziel auszurichten. Außerdem sollte regional und überregional eine Bedarfs- und Bestandserhebung durchgeführt werden, um eine bestmögliche Sozialplanung gewährleisten zu können.

Am zweiten Fachtag wurden Praxisfragen der Sozialplanung und die kommunale Aufgabenwahrnehmung der Wohnungslosenhilfe an Beispielen der Städte Stuttgart und Cottbus vorgestellt und unter den Teilnehmenden diskutiert. Dies verhalf den Anwesenden zu einem erweiterten Blick auf die Möglichkeiten der Hilfsangebote und zu einem Vergleich mit den eigenen praktizierten Methoden.

Tag drei der Fachtagung schloss mit einer Podiumsdiskussion. Petra Zwickert (Leiterin des Zentrums für Migration und Soziales bei der Diakonie Deutschland), Andreas Krampe (Wissenschaftlicher Referent beim Deutschen Verein), Dirk Gerstle (Staatssekretär für Soziales in der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin) und Wolfgang Sartorius (geschäftsführender Vorstand der Erlacher Höhe, Vorstandsmitglied der Evangelischen Obdachlosenhilfe in Deutschland) diskutierten zum Thema "Zukunft der Wohnungslosenhilfe". Hilfreich war dabei der pointierte Hinweis des Moderators Wolfgang Hoffmann (BAKD), dass die beste Wohnungslosenhilfe jene sei, die gesellschaftlich nicht gebraucht würde.

Festgehalten werden kann im Rückblick, dass die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Wohnungslosenhilfe eine kritische Weiterentwicklung der Rechtsgrundlagen und eine Erhöhung der politischen Relevanz erfordert. Der Dialog zwischen freien und öffentlichen Trägern ist somit ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die aktive Teilnahme der Holzmindener Studierenden in Berlin stieß auf breite Anerkennung der etablierten Fachkräfte.

Bericht: Jennifer Beete, Inga Jeske,

Dr. Andreas Thiesen, Verw. Prof.

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