Erscheinungsdatum: 17.11.2016

HAWK-Ausstellung: 2500 Fotos eines bedrohten Forstes in der Rasselmania

Bald ist er nicht mehr da. Der Hambacher Forst soll Stück für Stück abgetragen werden – denn dann fräsen sich die Braunkohlebagger eines Energieunternehmens durch das Erdreich. Dagegen protestieren Umweltschützer/innen, die ihr Camp mitten im Wald errichtet haben. Sie sind genauso auf den Bildern zu sehen, wie all die Bäume, Lichtungen und verlassenen Autobahnspuren des Hambacher Forstes.

Zusammen mit 100 Studierenden fotografierte, besser dokumentierte HAWK-Fotografieprofessor Andreas Magdanz vergangenes Jahr das Waldgebiet. Aus über 10.000 Bildern wählte er zusammen mit den Studierenden immer noch mehr als 2 500 Fotos aus, die in verschiedenen Größen nun in den Ausstellungsräumen der Rasselmania in Hildesheim zu sehen sind. „Ich hoffe, dem Wald die Öffentlichkeit zu geben, so dass man den Tagebau eventuell ausbremst“, erklärt Magdanz die Idee, die hinter der Ausstellung steckt. „ Es ist eine vage Hoffnung, die auch nicht mehr wirklich berechtigt ist: In den nächsten Wochen ist mit Ausschreitungen in dem Wald zu rechnen“, prophezeit er die Entwicklungen. „Auch mit der Gewissheit, dass im Frühjahr die Reste dieses Waldes nicht mehr vorhanden sein werden.“

Die Kooperation mit der Rasselmania lobt er: „Wir wurden sehr gut unterstützt, einfach perfekt.“ Stefan Kühn, Mitorganisator des Ausstellungsgebäudes Rasselmania, ist ebenfalls begeistert von der neuen Kooperation mit der HAWK. Er sei auch von der hervorragenden fotografischen Ausstattung dort begeistert: „Wenn ich sehe, mit welchem Engagement das dort geschieht, da bekommt man Tränen in den Augen: Wir haben supertolle Erfahrungen gemacht.“

Das Besondere an der Ausstellung „Hambacher Forst“: Die Abzüge schweben regelrecht im Raum, drehen sich bei dem leisesten Lufthauch an den transparenten Fäden und sind dazu mit gedämpftem Licht ausgeleuchtet. An der Wand sind Panoramafotos des Forstes zu sehen – zusammengesetzt aus zahlreichen Einzelfotos der Studierenden. Die haben die Ausstellung rund eine Woche lang vorbereitet – denn es braucht schon einige Zeit, die Fotos an den feinen Angelschnüren zu befestigen. Karsten Pior, Lighting Design-Student weiß, dass die letzte Phase des Aufbaus nicht unbedingt die arbeitsreichste gewesen ist: „Fünf Tage brauchten wir hier für die Vorbereitungen, aber die Bilder erstmal machen und auswählen, dann drucken, schneiden und stempeln - das braucht Zeit.“ Die Installation habe eine Woche gedauert, ansonsten hätten er und seine Kommiliton/inn/en einige Monate Vorbereitung für die ganze Ausstellung gebraucht

Vom Ergebnis her sind aber alle begeistert – letztlich haben sie auch schon ein wenig Erfahrung bei der Vorgängerausstellung in Aachen sammeln können. „Ich bin total zufrieden damit und sehr froh dass wir das wieder aufgebaut haben“, so Pior.

Die Ausstellung, eine Art fotografisches Vermächtnis des Hambacher Forstes, der so bald nicht mehr existieren wird, ist aber auch selbst von der stetigen Auflösung bedroht: Besucher dürfen ihre Lieblingsfotos von den Schnüren abpflücken und gegen einen Obolus mit nach Hause nehmen. Damit präsentiert sich die Ausstellung jeden Tag ein wenig anders. Der Wald verschwindet zwar an Ort und Stelle, lebt aber gleichzeitig durch die Besucher überall weiter.

Obwohl das eigentliche Ziel, den Wald zu erhalten, immer unwahrscheinlicher wird, will Magdanz auch zukünftig mit den Fotos weiterarbeiten. Zurzeit kontaktiert er Multiplikatoren mit einer ungewöhnlichen Aktion: „Wir haben große DIN-A1-Plakate an Medien und auch große Museen versendet, zum Beispiel ans MoMA San Francisco“, so Magdanz. „Es ist natürlich auch zu fragen, welchen Sinn das noch hat - denn dass wir die langfristigen Ziele erreichen, das sehe ich leider nicht mehr.“

  • Die Fotoausstellung der HAWK ist noch bis zum 19. November 2016 in der Rasselmania zu sehen.
  • Die Ausstellung auf der Facebook-Seite der ZEIT
HAWK-Ausstellung: 2500 Fotos eines bedrohten Forstes in der Rasselmania Zusammen mit 100 Studierenden fotografierte, besser dokumentierte, HAWK-Fotografieprofessor Andreas Zusammen mit 100 Studierenden fotografierte, besser dokumentierte, HAWK-Fotografieprofessor Andreas