Studierende aus 6 Nationen erarbeiten Konzepte für ein HAWK-Gebäude
Dabei waren die sechs Arbeitsgruppen nicht nur interdisziplinär, sondern auch international zusammengesetzt.
Aus Kanada, Peru, Spanien, Belgien und der Türkei kommen die 12 internationalen Studierenden. Die anderen 12 Teilnehmenden studieren an der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten im Studiengang Architektur oder an der Fakultät Gestaltung im Kompetenzfeld Innenarchitektur. Die Zusammenarbeit über verschiedene Disziplinen hinweg, mit sprachlichen und kulturellen Unterschieden stellte die angehenden Architekt*innen und Innenarchitekt*innen vor manche Herausforderung. „Wir mussten lernen, wirklich gut zu kommunizieren und Dinge genau zu erklären“, berichtet Hans Senger. Er studiert Architektur am British Columbia Institute of Technology (BCIT) und arbeitete gemeinsam mit Samara Klassen (Innenarchitektur, BCIT), Anna Hoffmann (Architektur, HAWK) und Zofia Zadrzynska (Innenarchitektur, HAWK) an einem Entwurf. Seine Erfahrungen kann auch Anna Hoffmann bestätigen. „Die Sprache war die größte Herausforderung.“ Dies in einem Projekt zu erleben, sei für sie besonders hilfreich gewesen, da sie selbst ein Auslandssemester in Kanada plane.
Samara Klassen ist vor allem die unterschiedliche Lernkultur in Kanada und Deutschland aufgefallen. So gebe es in ihrem Studium am BCIT oft viele kleine Projekte, die in einem kurzen Zeitraum absolviert werden müssten. Mit dem Projekt im „International Studio“, das sie über das gesamte Semester bearbeiteten, hätten sie als Studierende viel mehr Freiheiten gehabt. „Das kann aber auch eine Herausforderung darstellen.“
Doch Herausforderungen bieten oft auch die besten Möglichkeiten, dazuzulernen. Das hat die Gruppe auch bei der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Disziplinen feststellen können. „Als Architekt*innen gibt es so viele Details in Innenräumen, denen wir keine Beachtung schenken. Zum Beispiel Farben zu finden, die gut zusammen funktionieren oder einfach die Größe eines Stuhls“, beschreibt Senger. Als Innenarchitektin hätte sie dagegen erst lernen müssen, was es bei einer Gebäudestruktur zu beachten gebe, berichtet Zadrzynska mit einem Schmunzeln. „Von Hans habe ich gelernt, dass man nicht einfach etwas in ein Gebäude einbauen kann.“
Genau diese Lerneffekte seien das Wertvolle einer solchen Zusammenarbeit, die unterschiedliche Fakultäten und Nationalitäten zusammenbringe, betont Prof. Katja Scholz-Bürig, HAWK-Vizepräsidentin für Studium und Lehre. „Im Grunde wird hier das gelebt, was wir uns als Hochschule wünschen und was unsere Zukunftsvision ist.“ Sie war zur Abschlusspräsentation des International Studio gekommen, um sich die Entwürfe der Studierendengruppen anzusehen. Und diese waren überaus vielfältig: Von architektonischen Veränderungen wie der Anhebung des Daches, dem Einbau von Gauben, Glaskuben und Skylights über ausgeklügelte Licht- und Farbkonzepte bis hin zu sorgfältig abgestimmten Möbeln und Textilien hatten die angehenden Architekt*innen und Innenarchitekt*innen detailreiche Pläne für das ungenutzte Dachgeschoss erarbeitet. Unter den Ideen fanden sich unter anderem ein großes Netz unter dem Dach, das als Liegefläche dient, ein Tunnel, der einen Spiel- von einem Lernbereich trennt, ein Café in einem großen Glaskubus oder ein riesiger Tisch, um gemeinsam zu essen und an Projekten zu arbeiten.
Dabei bot das Projekt für die Teams einige Hürden, die es zu überwinden galt, so Prof. Günter Weber. Er lehrt an der Fakultät Gestaltung im Kompetenzfeld Innenarchitektur und führt das Seminar „International Studio“ gemeinsam mit Dipl. Ing. Pia Danner und Dipl. Ing. Thomas Kauertz von der Fakultät Bauen und Erhalten sowie mit Martin Kuhlenkamp von der Werkstatt der Fakultät Gestaltung für Raum- und Modellentwicklung durch. „Die Studierenden mussten zum Beispiel eine Treppe direkt bis unter die Dachschräge verlängern und sich mit zwei großen Lüftungsanlagen auseinandersetzen“, so Weber.
Doch alle Teilnehmenden hätten die Aufgabe gut gemeistert, findet auch Danner. „In einer anderen Sprache mit unterschiedlichen Disziplinen zusammenzuarbeiten, ist nicht einfach. Aber sie haben es geschafft, auch mal eigene Ideen loszulassen und als Teams an einem Strang zu ziehen.“