Die Fotografin und ehemalige RAF-Terroristin Astrid Proll hat die HAWK-Fakultät Gestaltung in Hildesheim besucht, um im Rahmen der Vortragsreihe „Designer am Mittwoch“ über ihr Fotobuch „Hans und Grete, Bilder der RAF, 1967-77“ zu referieren. Sie kam auf Initiative von Professor Andreas Magdanz. Das von Proll präsentierte Buch portraitiert die Rote Armee Fraktion; als Quellen nutzt es Asservatenfotos, Tatort- und Polizeibilder sowie fotojournalistische Arbeiten, Zufallsbilder und private Fotografien. Die Bildrecherche für das Buch dauerte Jahre, für das Layout zeichnet sich Walter Schönauer verantwortlich.
Professor Magdanz, der den gut besuchten Vortrag moderiert und begleitet hat, ordnet das Werk als eine „herausragende Arbeit, mit einem ebenso sensiblen wie reflektierten Vorwort“ ein. Es zeichne sich dadurch aus, dass es „trotz des polarisierenden Themas, auf keiner Seite, in keinem Augenblick den Betrachter zu gängeln versucht“.
Nach Ansicht von Magdanz „evozieren die 1968er bei den meisten unter uns Erinnerungen, vornehmlich Bilder - auch wenn die wenigsten diese Zeit aktiv erlebt haben“. Das seien auf der positiven Seite Bilder der Kommune 1, Kommunarden wie Rainer Langhans oder die zur Stilikone gewordene Uschi Obermaier und auf der dramatischen Seite unter anderem der Schah-Besuch oder die ersten Anschläge der Baader-Meinhof Bande.
Zudem haben sich laut Professor Magdanz viele daran versucht, die Zeit zu erklären, den Mythos zu beseitigen. Als Beispiel führt er unter anderem „Der Baader-Meinhof Komplex“ von Stefan Aust und die Verfilmung des Stoffs aus dem Jahr 2009 an. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass „kein anderes Fotobuch als ‚Hans und Grete‘ derart dicht und komplex ein gesellschaftspolitisches Phänomen erzählt, dass es so kein zweites Mal in der Geschichte der Bundesrepublik gab".
