Erscheinungsdatum: 24.07.2012

Studierende der Fakultät Bauwesen planen eine Berufsschule in Kenia

Studierende der Fakultät Bauwesen planen eine Berufsschule in Kenia

Als zu Beginn des Sommersemesters der Startschuss für ein ungewöhnliches Studienprojekt an der Fakultät Bauwesen fiel (wir berichteten), ahnten die sechs interdisziplinär besetzten Planungsteams der Fakultät Bauwesen noch nicht, welche Herausforderungen im Verlauf der folgenden Monate auf sie zukommen würden.

Initiiert durch den Verein „ELIMU - Bildung in Ostafrika e.V.“ (www.elimu-ev.org), der sich in Kenia und Tansania für Bildungs- und Jugendprojekte einsetzt, erhielten die 24 Studierenden aus den Bachelor-Studiengängen Architektur, Bau- und Holzingenieurwesen die Aufgabe, für den Bau einer Berufsschule in Ugunja, im Westen Kenias, die Gebäude- und Detailplanung zu erstellen.

Die mögliche Aussicht auf die Realisierung des eigenen Entwurfs - damit bot sich den Studierenden neben der Andersartigkeit der Randbedingungen in einem fremden Land ein zusätzlicher Reiz.

Doch wie plant man ein Gebäude, welches der klimatischen Situation Ostafrikas gerecht wird? Welche Materialien und Konstruktionen entsprechen der regionalen Bautradition, sind einfach und dauerhaft genug, um mit den finanziellen und technischen Mitteln vor Ort eingesetzt zu werden? Welche Planungsvorschriften sind überdies in Kenia einzuhalten?

Die Beantwortung dieser und anderer Fragen stellte für die Studierenden, betreut durch die Dozenten Prof. Dr. Alfred Breukelman, Prof. Nikolaus Nebgen und Prof. Dr. Martin Klaus, eine Herausforderung besonderer Art dar, denn keiner der Beteiligten hatte jemals Bauerfahrungen in Afrika sammeln können. Eine ausgedehnte Grundlagenphase, in der u.a. Best-Practice-Beispiele analysiert wurden, bildete folgerichtig den Einstieg in die Projektarbeit.

Die nunmehr präsentierten Ergebnisse übertrafen die Erwartungen in jeglicher Hinsicht. Unter Vorsitz von V-Prof. Michael Wagner wählte eine Jury aus Dozenten und Mitgliedern des Vereins ELIMU am Ende drei Entwürfe aus - begleitet mit Empfehlungen für den weiteren Planungsablauf, denn schließlich soll bereits im Herbst mit dem Bau begonnen werden.

Der Entwurf des Planungsteams mit Vera Gutöhrle, Annika Metzler (beide Architektur), Robert Pollner und Sven Brunkhorst (beide Holzingenieurwesen) konnte nach knapper Entscheidung am meisten überzeugen. Hervorgehoben wurden insbesondere die Außenraumqualitäten der um einen Innenhof gruppierten Funktionsbereiche mit einem zentralen Treffpunkt für gemeinschaftliche Aktivitäten. Der hohe Bearbeitungsgrad des Projektes zeigt sich unter anderem in der detaillierten Tragwerksplanung und in einem Dränagesystem zur Nutzung des anfallenden Regenwassers.

Niclas Waldeck, Robbert Wischmann (Architektur) sowie Birger Eisleb und Oscar Huthmann (Holzingenieurwesen) wussten mit ihrem Entwurf vor allem durch die Offenheit des Eingangsbereichs und die Zuordnung der Funktionsbereiche zu gewinnen. Durch die gewählte Modulbauweise mit nichttragenden Holzwänden zwischen den Klassenräumen ergeben sich flexible Raumgrößen. Die Kochstelle im zentralen Bereich der Gebäudeanordnung stärkt auch bei ihrem Entwurf die Schulgemeinschaft.

Hohe Funktionalität und Erweiterbarkeit sind auch hervorstechende Merkmale der Arbeit von Lara Grube und Pauline Menzel (Architektur) sowie Benedikt Stöhr (Bauingenieurwesen) und Rolf Sebastian Meierrieks (Holzingenieurwesen). Die u-förmige Gesamtkonzeption mit einer ausgereiften Bambus-Fachwerkkonstruktion nimmt regionaltypische Bauweisen auf und antwortet mit einfachen, gleichzeitig wirkungsvollen Mitteln der Verschattung und natürlichen Belüftung auf die klimatischen Bedingungen des Landes.

Das positive Fazit der Studierenden, Dozenten und Verantwortlichen des ELIMU-Vereins verband sich mit dem allseits geäußerten Wunsch, ähnliche Projektaufgaben in Zukunft häufiger bearbeiten zu können - mit Blick auf die Bestrebungen der Fakultät, den Studienschwerpunkt „Bauen International“ auszubauen, vielleicht eine realistische Perspektive.