Erscheinungsdatum: 30.09.2015

HAWK-Studiengang Arboristik besucht den Zentralharz für neue Praxiseinblicke  

HAWK-Studiengang Arboristik besucht den Zentralharz für neue Praxiseinblicke 

Die Kuppe des Wurmberges im Mittelgebirge Harz ist inzwischen vollständig dem Tourismus überlassen. Das Forstamt Lauterberg hat die Fläche aus der klassischen Waldbewirtschaftung heraus genommen. Das Aufhauen der neuen Skiabfahrten wurde nach Naturschutzgesetz mit Ausgleichspflanzungen abgegolten, zudem hat das Forstamt eine Wertentschädigung für die gerodete Waldfläche erhalten. Der Wurmberg ist ein gutes Beispiel für das Spannungsfeld zwischen Tourismus und Ökosystem Wald. Bereits das vierte Mal führen die HAWK-Professoren Dr. Wolfgang Rohe und Dr. Martin Thren die Studierenden des Bachelorstudienganges Arboristik der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement in einer Exkursion durch den Zentralharz – begleitet von den örtlichen Entscheidungsträgern.

„Wir haben hier am Wurmberg eine Bündelung des Tourismus und bedienen eigentlich sämtliche Sportarten, die jetzt gerade ‚in‘ sind, so dass andere Bereiche im Harz weniger stark vom Tourismus frequentiert werden“, erklärt Revierförster Harald Laubner die Hintergründe der Entscheidung, den Wurmberg nicht mehr in die klassische Waldbewirtschaftung einzubeziehen. „Der Wald ist hier eine wichtige Ertragsquelle, dient vier Millionen Menschen als Erholungsgebiet und gleichzeitig werden hier noch wertvolle Restflächen für den Naturschutz vorgehalten“, beschreibt Michael Rudolph von den Niedersächsischen Landesforsten das Spannungsfeld der unterschiedlichen Anforderungen an dieses Waldgebiet. „Dies unter einen Hut zu bringen, ist die tägliche Aufgabe, der wir Forstleute uns hier stellen.“

Für die angehenden Arboristinnen und Arboristen, die für den städtischen Grünbereich ausgebildet werden, stellen sich – im Gegensatz zum „Standortförster“ – noch deutlich mehr Herausforderungen, ergänzt Prof. Dr. Dr. hc. Martin Thren. „Die Komponenten reichen von sozialer Forstwirtschaft über Landschafts- und Stadtökologie bis hin zu Landschafts- und Stadtarchitektur.“ Das Studium könne diese nur ansatzweise behandeln, die Absolventinnen und Absolventen müssten diese Felder dann später in der eigenen Praxis vertiefen, so Thren.

Der Grenzstreifen zur ehemaligen DDR, das sogenannte Grüne Band, ist heute noch deutlich zu sehen und ein weiterer anschaulicher Halt bei der Tagesexkursion. „Hier erleben wir intensiv den Eingriff des Menschen, der mit Pestiziden gearbeitet hat. Auch mit solchen besonders belasteten Flächen werden unsere Arboristinnen und Arboristen später im Berufsalltag konfrontiert sein“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Rohe und weist auf den immer noch deutlichen Minderwuchs der Pflanzen hin.

Auf die klassische Forstwirtschaft am Vormittag folgt der Besuch des Nationalparks Harz am Standort Torfhaus. „Ein gutes Kontrastprogramm“, so Dr. Friedhart Knolle, der den Studierenden die Besonderheiten des Waldnationalparks nahe bringt. „Der Nationalpark ist immer etwas Besonderes“, weiß Knolle aus Erfahrung, auch für die Studierenden, die sich gut im Ökosystem Wald auskennen würden. Der Nationalpark schütze die Kreisläufe der Natur, nutze sie aber auf dem größten Teil der Fläche nicht und greife in der Kernzone nicht ein. „Wir fällen dort keine Bäume, wir verkaufen kein Holz, wir schützen die ökologischen Kreisläufe des Waldes, wie sie die Natur vorgibt, bei uns darf auch einmal ein Baum sterben und liegen bleiben. Eine Ausnahme ist lediglich die notwendige Verkehrssicherung unserer Wanderwege.“

Renée Schröder studiert im vierten Semester Arboristik auf Bachelor, ihr Fazit über ihre dritte Fachexkursion: „Das bringt einfach Bilder in den Kopf. Das behält man mehr als drei Stichpunkte auf einer Folie.“ Auch Dinge wie die Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes seien jetzt nicht mehr nur ein theoretischer Ansatz.

„Der Wald ist unser Experimentierlabor“, sagt Thren über die vier Hauptexkursionen des Bachelor-Studienganges Arboristik in den stadtnahen Reinhäuser Wald, zu den Karstlandschaften im Vorderharz, in den Zentralharz und in die Parkwälder im Ballungsraum von Kassel.

Prof. Dr. Martin Thren
Prof. Dr. Wolfgang Rohe
Studiengang Arboristik

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