Erscheinungsdatum: 13.06.2016

HAWK-Fachtag „Flucht, Migration und Soziale Arbeit“ gibt neue Impulse für den Berufsalltag

HAWK-Fachtag „Flucht, Migration und Soziale Arbeit“ gibt neue Impulse für den Berufsalltag

Beim Fachtag „Flucht, Migration und Soziale Arbeit“ der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK am Standort Hildesheim informierten sich 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Vorträgen, Fachforen, Podiumsdiskussion und tauschten sich über Flucht und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen für die Soziale Arbeit aus. „Wegen der Foren mussten wir leider die Teilnehmerzahl entsprechend begrenzen“, bedauerte Hannah von Gröhnheim, sonst wären noch mehr Interessierte gekommen. In ihrer Eröffnungsansprache hatte denn auch HAWK-Präsidentin Prof. Dr. Christiane Dienel festgestellt: „Fluchtmigration ist das Thema des Jahres 2015, wahrscheinlich auch 2016." Die Bedeutung der Sozialen Arbeit in der gegenwärtigen Situation sei enorm, so Dienel.

In Kooperation mit dem Flüchtlingsrat Niedersachsen hatte HAWK-Dozentin von Gröhnheim in ihrem Seminar „Flüchtlingssozialarbeit“ mit 19 Bachelor-Studierenden im fünften Semester die Tagung geplant, vorbereitet und durchgeführt. „Die Idee war vor allem, der Frage nachzugehen, ‚was müssen wir in der Sozialen Arbeit tun, welche Aufgaben haben wir, um die Teilhabe von Flüchtlingen zu fördern und Integration zu ermöglichen?‘“ Gleichzeitig ging es aber auch vor allem als Hochschule darum, zu schauen, welche Qualifikationen für eine gelungene Flüchtlingssozialarbeit vermittelt werden müssten, so von Grönheim.

Am Anfang stand die Fluchtgeschichte von zwei Sudanesen. Ahmed Abdalla und Abdelbagi Ali Babiker berichteten zu den Themenschwerpunkten Fluchtursachen, Wege und Ankommen. „Das war ein sehr gelungener Einstieg in die Tagung“, lobt Thomas Heek. „Gerade für die, die neu sind in dem Feld, gibt das einen guten Eindruck, wie so eine Flucht praktisch aussieht und die beiden Männer haben das sehr eindrucksvoll geschildert.“ Thomas Heek arbeitet bei der Caritas Friedland und leitete das Forum „Erstaufnahme“, gerade in diesem Bereich gibt es aktuell viele Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger.

HAWK-Absolventin Dörte Hinz, Mitarbeiterin beim Flüchtlingsrat Niedersachsen, bot gemeinsam mit Dr. Jürgen Ebert von der HAWK das Forum „Partizipation und Selbstorganisation“ an. „Der Austausch bringt aus meiner Sicht immer Vernetzung und das ist eines der zentralen Elemente, damit wir uns zusammen tun, damit wir Informationen weiter geben, damit wir gute Konzepte und Modelle an die anderen weitergeben und nutzen können“, sagt Hinz über die neuen Impulse bei der Fachtagung.

Besonders große Nachfrage hatten die zwei Foren zum Themenschwerpunkt „Trauma: Flucht“ von Prof. Dr. Julia Gebrande von der Hochschule Esslingen. „Es ist im Moment so, dass es ein großes politisches Thema ist, weil wir diesen Spagat sozusagen in der Sozialen Arbeit austragen müssen, dass es einerseits notwendig ist, Menschen individuell zu unterstützen, aber auf der anderen Seite auch strukturell auf diese Situation aufmerksam zu machen. Wir haben eine grundsätzliche schlechte Gesundheitsversorgung in Deutschland, was das Thema Traumatherapie angeht und das ist für die Geflüchteten dann noch einmal eine besondere Herausforderung“, so Gebrande, die vor ihrer Berufung an die Hochschule Esslingen als Dozentin an der HAWK tätig war.

Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte die Podiumsdiskussion zum Thema „Wie gestalten wir die Gegenwart für eine chancengerechte Zukunft?“ Kai Weber (Geschäftsführer Niedersächsischer Flüchtlingsrat), Mirco Weiß (CDU Stadt Hildesheim), Brigitte Pothmer (Bündnis 90/die Grünen, MdB), Thomas Heek (Caritas Friedland), und Hille Gosejacob-Rolf (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit) diskutierten lebhaft und stellten sich den Fragen des Publikums. Lena Kaiser (TAZ) moderierte die Diskussion.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich am Ende der Veranstaltung über die große Vielseitigkeit des Programms begeistert. „In den Foren habe ich mitgenommen, dass wir als Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter viel bewegen können und dass man den geflüchteten Menschen mit ganz viel Wertschätzung schon helfen kann. Und dass wir noch viel darüber lernen können, wie wir unsere Arbeit besser machen und uns weiterbilden können“, sagt Nora Kleffmann von der Hochschule Osnabrück.

„Ich nehme mehr Anreize mit, die Leute stark zu machen und ihnen zu helfen, sich selbst zu helfen. Also nicht so sehr von oben, der Sozialarbeiter erklärt ihnen, wie das Leben funktioniert, sondern indem ich die Leute mehr aufklären kann, was die nächsten logischen Schritte für sie sind“, führt Dipl.-Sozialpädagogin Tanja Gutknecht von der Erstaufnahmeeinrichtung in der DRK Linsingen-Kaserne in Hameln aus.

Christoph Schnurpfeil von der Johanniter-Unfall-Hilfe: „Ich nehme sehr viel mit. Zum einen habe ich zwei Workshops mitgemacht, es ging einmal um das Asylrecht und die Grundlagen im Asylrecht, wo wir viele Fragen stellen konnten. Bei dem zweiten Workshop ging es um die Teilhabe von Flüchtlingen und die politische Arbeit von Flüchtlingen, da habe ich viele Anregungen mitgenommen, die ich jetzt auch konkret umsetzen kann.“

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