Erscheinungsdatum: 17.11.2016

Bildungspolitische Entwicklungen und die Folgen für die akustische Gestaltung von Schulräumen

Bildungspolitische Entwicklungen und die Folgen für die akustische Gestaltung von Schulräumen

In den vom Kultusministerium herausgegebenen Hinweisen für die kommunalen Schulträger anlässlich der Einführung der inklusiven Schule in Niedersachsen heißt es einleitend:

„…Das Ziel ist die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft, indem ein barrierefreies Umfeld geschaffen wird. Das schließt ausdrücklich das Recht auf Bildung ein.“

Aus dieser Aussage lässt sich ableiten, dass an den Schulen u.a. auch die Qualität und Ausstattung der genutzten Gebäude und Räume entsprechend anzupassen ist. Auf dem Gebiet der Akustik gibt es bereits normative Neuerungen, die dem Thema Inklusion geschuldet sind. So ist z.B. in der Neufassung der DIN 18041 "Hörsamkeit in Räumen" erstmals von Bereichen der Nutzungsart inklusive Kommunikation die Rede, für die nun auch schärfere Anforderungswerte formuliert sind. Schulleitungen und Schulträger stehen deshalb jetzt vor der Aufgabe, solche Bereiche auszuweisen und die nun geltenden strengeren raumakustischen Vorgaben im Bestand umzusetzen, damit auch Schüler/innen mit Höreinschränkungen zukünftig in öffentlichen Schulen unterrichtet werden können.


HAWK-Labor hilft bei der Entwicklung praktischer Lösungsansätze

Das Labor für Bauphysik der Fakultät Bauen und Erhalten, das in Zusammenarbeit mit dem An-Institut für Prüfung und Forschung im Bauwesen (IPFB) e.V. schon zahlreiche Projekte zum Thema akustische Ergonomie in Unterrichtsräumen begleitet hat, kooperiert in diesem Zusammenhang derzeit mit der Grundschule Borsumer Kaspel, die nach einer Möglichkeit suchte, die akustischen Voraussetzungen zur Beschulung hörbeeinträchtigter Kinder durch Einsatz temporärer Maßnahmen, also ohne Durchführung aufwändiger Baumaßnahmen, in einem normalen Unterrichtsraum zu realisieren. Der Kontakt zwischen Schulleitung, Schulträger und Labor für Bauphysik wurde seinerzeit über das Projekt "hörkomm.de" und die dort gelisteten beratenden Ingenieure des IPFB e.V. hergestellt.

Die für den akustischen Bereich des Labors zuständigen Mitarbeiter Dipl.-Ing. Ralf Gronemann und Andreas Schmidt (B.Eng.) haben nun eine, aus handelsüblichen und leicht zu montierenden Akustikelementen bestehende, Lösungsvariante entwickelt, die demnächst umgesetzt werden soll. Vor der Erarbeitung dieses Lösungsvorschlages war zunächst die akustische Ausgangslage in dem betreffenden Unterrichtsraum zu ermitteln. Hierzu erfolgte neben der Messung der Nachhallzeit als Norm-Anforderungsgröße auch die Ermittlung des sogenannten STI-Wertes (Speach-Transmission-Index) als eine die Sprachverständlichkeit beschreibende Größe. Auf dieser Datenbasis und unter Verwendung einer laboreigenen, akustischen Simulationssoftware entwickelten die beiden Ingenieure nun ein akustisches Modell, mit dessen Hilfe die zu integrierenden Akustikelemente optimal positioniert werden konnten.

Da die akustischen Aktivitäten des Labors bereits auf regionales Interesse gestoßen sind, sollen zukünftig, unter Mitwirkung von Studierenden, sowohl weitere Akustikkomponenten, als auch typische Unterrichts- und Seminarräume untersucht werden, um einfache, den typischen Raumgeometrien zugeordnete Dimensionierungsregeln zu entwickeln. Damit wäre man dann in der Lage, raumakustische Ertüchtigungen unter Verwendung ausgesuchter Absorberelemente relativ unkompliziert zu verwirklichen.

Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Ralf Gronemann Hochschule HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Fakultät Bauen und Erhalten Renatastraße 11, Haus D (Raum HIWD_E37)
31134 Hildesheim
Tel.: +49/5121/881-218
Fax: +49/5121/881-200218 E-Mail schreiben HAWK Hochschule, Fakultät Bauen und Erhalten HAWK Hochschule, Fakultät Bauen und Erhalten