Erscheinungsdatum: 06.03.2015

Das Projekt LernkulTour der HAWK sensibilisiert Tutorinnen und Tutoren im Bereich \"Gender & Diversity\"  

Das Projekt LernkulTour der HAWK sensibilisiert Tutorinnen und Tutoren im Bereich "Gender & Diversity" 

„Ich lerne hier nicht nur, wie gelernt wird, sondern auch wie gelehrt wird“, freut sich Özge Yildiz am Ende der Schulung „Gender & Diversity“, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit als Tutorin absolviert. Yildiz studiert Kindheitspädagogik, Bildung und Erziehung im Kindesalter auf Bachelor an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK, und arbeitet neben ihrem Studium sowohl als Tutorin als auch als HAWK-plus-Lotsin – berät also ihre Kommiliton/inn/en auf verschiedenen Gebieten.

Ein Thema in der Schulung „Gender & Diversity“ ist zum Beispiel das Gender gerechte Schreiben: „Hierzu gibt es ja viele unterschiedliche Meinungen“, sagt Dr. Martina Oster vom Projekt LernkulTour, das die Tutorien-Ausbildung organisiert. Manche Studierenden fänden es umständlich, zum Beispiel „Dozentinnen und Dozenten“ zu schreiben statt nur „Dozenten“. Vielen sei die Sinnhaftigkeit hinter dieser Gender gerechten Schreibweise nicht bewusst, die somit unbequem erscheine und in der Konsequenz schnell wieder vergessen werde. „Von daher ist es unser Anliegen, dass der Sinn hinter diesen Regeln erkannt wird und sich das Bewusstsein dazu erweitert: Mit Gender gerechter Sprache soll sichtbar gemacht werden, dass Menschen sehr unterschiedlich sind – auch wenn es ein wenig mehr Mühe kostet, nicht nur die männliche Form zu schreiben.“

Mit einem Gender- und Diversity-Quiz werden die Teilnehmer/innen für gesellschaftliche Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen sensibilisiert. Gleichzeitig erhalten sie Informationen zu diesbezüglich relevanten Themenkomplexen.

In einem Stehgreiftheater haben die Studierenden die Möglichkeit, in kurzen szenischen Darstellungen verschiedene Geschlechterrollen einzunehmen, während ihre Kommiliton/inn/en die Rolle von Beobachter/inne/n innehatten. Anschließend haben alle gemeinsam reflektiert, ob bewusst oder unbewusst geschlechtertypische Verhaltensweisen gezeigt wurden und mögliche Ursachen hierfür identifiziert.

Yildiz ist eine von vielen Studierenden an der HAWK, die ihren Kommiliton/inn/en als Tutorin mit Rat und Tat beiseite steht, wenn es um Fragen zum eigenen Studium geht – und die erste, die auch ein Zertifikat für eine solche Schulung erhält.

„Ich kann mir eine Tätigkeit in der Lehre nach dem Master sehr gut vorstellen“, sagt Özge Yildiz, die, wie sie sagt, in der Schulung methodisch-didaktisch sehr viel dazu gelernt habe: „Das ist auch ein Gegengewicht zur Kindheitspädagogik, wo ich viel darüber erfahre, wie Kinder lernen und wie deren Bildungsprozesse aussehen.“ Daher begrüßt sie es, auch mal mit der Erwachsenenbildung in Berührung zu kommen. Die HAWK-Studentin hat dabei entdeckt, dass sie mit dem Thema bereits zu tun hatte: „Ich habe in der Schulung gemerkt, dass ich bereits Gender und Diversity gerecht arbeite. Das war mir eigentlich vorher gar nicht so klar.“

Dass diejenigen am besten beraten können, die vor kurzem selbst in der gleichen Situation gewesen sind, wissen die Organisatorinnen der Tutorien beim Projekt LernkulTour aus Erfahrung. Oster gestaltet zusammen mit Nicole Teichler die Tutorienarbeit in diesem Projekt maßgeblich mit, sie hat das Abschlusstreffen für Tutor/inn/en konzipiert sowie die Schulung im Bereich „Gender & Diversity“. Ein thematischer Wunsch, der beim letzten Abschlusstreffen bei den Studierenden aufgekommen war.

„Tutor/inn/en sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Studierenden und Lehrenden“, sagt Oster und verweist die Erfahrungen der älteren Studierenden: „Sie sollen ihre Erfahrungen weitergeben, denn wir als Dozent/inn/en sind nicht immer so nah an den Studierenden dran.“ Des Weiteren solle der Austausch zwischen den Studierenden gefördert und die geleisteten Tutorien dahingehend reflektiert werden, möglichst mit vielfältigen Methoden zu arbeiten.

Die positive Erfahrung der Schulungen scheint dabei sehr nachhaltig zu sein, denn Oster freut sich über kontinuierliche Mitarbeit: „Ich finde es toll, dass zwei ehemalige Tutorinnen diese Schulung angeleitet haben und somit das ‚Feuer‘ auch weitergegeben wurde.“

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