Erscheinungsdatum: 14.11.2015

Personalmanagement-Kongress \"Practice meets Campus\" bringt Unternehmen aus ganz Deutschland nach Holzminden

Personalmanagement-Kongress "Practice meets Campus" bringt Unternehmen aus ganz Deutschland nach Holzminden

Arbeitgeber und Studierende lernen einander kennen, tauschen sich aus über Themen, Einstiegs­möglichkeiten, Wünsche und Anforderungen – das ist “Practice meets Campus” an der HAWK in Holzminden. 2014 rief Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub das Format zum 15-jährigen Bestehen der immobilienwirtschaftlichen Studiengänge ins Leben. Jetzt ging die Veranstaltung in die zweite Runde.

"Die Idee, Unternehmen und Hochschule mit 'Practice meets Campus' noch näher zusammenzu­bringen hat sich bewährt", sagt Ertle-Straub, die die Veranstaltung auch in die­sem Jahr gemeinsam mit HAWK-Mitarbeiterin Cordula Watermann und einem studentischen Team organisierte. Noch mehr Arbeitgeber als im letzten Jahr hätten Interesse an der Veranstaltung ge­zeigt und sich den Studierenden im Rahmen des Karrierenachmittags vorgestellt.

Einen Einblick in aktuelle Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft gab Dipl.-Geolo­gin Christine Wolff mit der Keynote zum Thema "Verplant, verbaut, verrechnet – was macht Groß­projekte so schwierig?".

Was macht Großprojekte wie die Elbphilharmonie und Stuttgart 21 so schwierig?

"Planen und Bauen 'Made in Germany' ist auf der ganzen Welt bekannt und gefragt", weiß Christine Wolff, Unternehmensberaterin aus Hamburg. Wolff verfügt über Erfahrungen in der Leitung von Großprojekten in 15 Ländern und war lange Jahre Managerin eines amerikanischen Ingenieurskonzerns. In der Reformkommission "Bau von Großprojekten" des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, in dem Wolff sich mit 35 weiteren Spitzenkräften aus Politik und Wirtschaft ehrenamtlich engagiert, hätten sie sich deshalb gefragt: „Was ist eigentlich los mit unseren Großprojekten in öffentlicher Hand - warum geht da so viel schief?"

Verplant, verbaut, verrechnet: Die Probleme sind immer die gleichen

„Die Probleme sind eigentlich immer die gleichen“, erklärt Wolff. Großprojekte wie den Bau der Elbphilharmonie, des Hauptstadtflughafens BER oder Stuttgart 21 leite man nur einmal im Leben. Das heißt, man habe keine eigenen Erfahrungen und mache dieselben Fehler wie die meisten Vorgänger. Häufig werde im Hinblick auf Kosten und Zeitplanung zu euphorisch kalkuliert oder aus politischen und ökonomischen Gründen absichtlich zu optimistisch gerechnet. Ungereimtheiten schlagen sich dann schnell in erheblichen Budgetüberschreitungen und zeitlichen Verzögerungen nieder.

400 Prozent Kostenüberschreitung sind keine Seltenheit

Geht es um Projektvolumen von 100 Millionen Euro aufwärts, sind Budgetüberschreitungen von 400 Prozent – wie zum Beispiel beim Bau des Bischofssitzes in Limburg – leider noch keine Spitzenreiter. Im IT- und Kommunikationsbereich sowie im Energiesektor verschlingen Großpro­jekte im Einzelfällen auch das 10-fache der ursprünglich angesetzten Kosten. Dennoch stehen meist Großprojekte der Bau- und Immobilienwirtschaft im Fokus der Medien.

Wie kann es besser laufen?

Im Rahmen ihres Vortrags griff Christine Wolff anschließend zehn Empfehlungen der Reform­kommission auf, die im Sommer dieses Jahres in einem Endbericht veröffentlicht wurden. Darin raten die Expertinnen und Experten unter anderem zu "kooperativem Planen", bei dem alle am Bau Beteiligten wir der Bauherr, Architekten und Bauunternehmen zur Abstimmung an einem Runden Tisch zusammenkommen. Was selbstverständlich klingt und doch häufig nicht beachtet werde sei außerdem, erst nach abgeschlossener Planung in die Bauphase einzusteigen. „Schlecht geplant heißt teuer gebaut“, ist Wolff überzeugt.

Ganz entscheidend für den Erfolg von Großprojekten sei ebenso die Kompetenz der Bauleiterinnen und -leiter. Wer verschiedene Disziplinen koordiniert und Verantwortung für den Gesamterfolg des Projekts trage, müsse heute mehr denn je ausgeprägtes wirtschaftliches Denken und Manage­ment-Fähigkeiten mitbringen. Studiengänge wie Baumanagement oder Immobilienwirtschaft und -management in Holzminden, in denen diese Kompetenzen Studieninhalte sind, seien deshalb eine gute Adresse für Studierende und Arbeitgeber, die qualifizierte Nachwuchskräfte suchen.

Karriereplanung und Netzwerken am Nachmittag

"Unsere Absolventinnen und Absolventen sind arbeitsfähig vom ersten Tag an", meint auch Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub. Im Studium legen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen dafür viel Wert auf Projektarbeiten, Praxisbezug und den direkten Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern. Dass diese Kombination aus fundiertem wissenschaftlichen Studium und Praxis auch bei den Arbeit­gebern ankommt, zeigt die Resonanz auf die Einladungen zu den Unternehmenspräsentationen am Nachmittag. Vertreterinnen und Vertreter von 14 namhaften Arbeitgebern der Immobilien- und Baubranche stellten den Studierenden ihre Unternehmen und Einstiegsmöglichkeiten vor.

Im Anschluss an die Präsentationen sowie beim späteren Get together konnten die Studierenden und Arbeitgeber einander kennenlernen und zu Praktika, Berufsaussichten und gemeinsamen Themen ins Gespräch kommen.

Praxis und Persönlichkeit zählen genauso wie gute Noten

Alle Unternehmen, die sich den Studierenden präsentiert haben, stellen regelmäßig Absolventinnen und Absolventen der HAWK in Holzminden ein. Dazu zählen Global Player wie die ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, Corpus Sireo, Union Investment und viele andere.

"Fachlich sind die Absolventen durch ihr genau zugeschnittenes Studium gut aufgestellt. Genauso zählt für uns aber auch die Persönlichkeit. Und da merken wir immer wieder, dass sie gut zu uns passen", sagt Svenja Dankerl von Corpus Sireo. Zum Beispiel, weil sie fleißig sind und schon im Studium in Teams gearbeitet und Praxiserfahrungen gesammelt haben, fügt Gerhard Kemper, Honorarprofessor und Vorsitzender der Kemper-Stiftung für Immobilienlehre und -forschung, hinzu. "Theorie ist schön und wichtig. Aber sie bringt nicht viel, wenn man sie nicht angewendet hat."

"Nur in dem, was Euch Spaß macht, werdet Ihr richtig gut sein!"

Was raten die Arbeitgeber also den HAWK-Studierenden? Neben fachlichem Know-how und Eigeninitiative sind sich die Unternehmensvertreterinnen und -vertreter in einem weiteren Kriterium einig: "Wir wünschen uns Freude an der Arbeit und Leidenschaft für den Beruf", fasst Elena Wiggers, HR Marketing Spezialistin bei der ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, zusammen.

Wie die Absolventinnen und Absolventen genau das Tätigkeitsfeld finden, das ihre Leidenschaft besonders weckt? Wiggers empfiehlt, im Studium viele Praxiserfahrungen zu sammeln sowie Karrieremessen und Formate wie "Practice meets Campus" zu nutzen. "Schaut Euch um, was Euch am besten passt und gefällt", rät auch Ulrich Schneider von PriceWaterhouseCoopers. "Nur in dem, was Euch Spaß macht, werdet Ihr richtig gut sein."

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