Verbundforschungsprojekt der HAWK in Kooperation mit der Georg-August-Universität Göttingen, mit dem CIEFAP Esquel / Argentinien und mit der Freien Universität Bozen / Italien.
KLIMNEM - Dem Klimawandel auf der Spur
Im Mittelpunkt stehen der Vergleich von mitteleuropäischen Buchenwäldern (Fagus sylvatica L.) und mittelpatagonischen Südbuchenwäldern (Nothofagus spp.) und daraus resultierende Ableitungen für eine transhemisphärische nachhaltige Waldbewirtschaftung temperater Laub- und Laub-/Nadelmischwälder. Die Anpassungen der waldbildenden Arten an den Klimawandel und ihre Reaktionen auf Extremereignisse und Störung werden erforscht. Die Vulnerabilität und die Resilienz der Ökosysteme werden vergleichend analysiert. Dabei sollen auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen natürlichen Störungen (z. B. Waldbrände, Abb. 1) und der aktuellen, z. T. nicht nachhaltigen, Waldnutzung und den draus resultierenden Folgen (z. B. eine Zunahme von Waldbränden) Berücksichtigung finden. Auch die Chancen und Risiken des Einsatzes von gebietsfremden Wirtschaftsbaumarten in diesen Lebensräumen werden bewertet und diskutiert. Aus den Erkenntnissen sollen Schlussfolgerungen für einen funktionsfähigen Naturhaushalt, die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt, eine risikominimierte Forstwirtschaft und die Wiederherstellung der Ökosystemleistungen durch funktionsgerechte Waldrenaturierung gezogen werden.
Der Untersuchungsraum in Mitteleuropa wurde bereits im Projekt NEMKLIM intensiv untersucht. Im Mittelpunkt standen hier drei Höhentransekte von kühl-feucht nach warm-trocken mit ungestörten Abfolgen von mesophytischen Buchenwäldern (FAGION SYLVATICAE Pawl. 1928) über submesophytische Eichenmischwälder (CARPINION BETULI Issl. 1931 em. Oberd. 1953) zu xero-thermophytischen Eichenwäldern (QUERCION CONFERTAE Horvat 1954) in West-Rumänien (Indreica et al. 2019, Hohnwald et al. 2020). Aus den Gradienten werden wichtige Erkenntnisse gewonnen, welcher Vegetations- und Baumartenwandel sich vollzieht, wenn das Klima in Mitteleuropa im Zuge der globalen Erwärmung wärmer und trockener wird. Außerdem werden kausale Erkenntnisse zu Zuwachsverläufen und Reaktionsmustern der unterschiedlichen Baumarten nach Trockenheitsextremen gewonnen, die im Zuge der Klimaerwärmung verstärkt und gehäuft auftreten. Das Verständnis für Konsequenzen von klimatogenen Vegetationsveränderungen der Wälder soll nun durch einen transhemisphärischen Vergleich erweitert werden (Abb. 2). Das im Rahmen von KLIMNEM zu untersuchende Vergleichsgebiet in Mittelpatagonien (Argentinien) umfasst das Wassereinzugsgebiet des Río Puelo. Hier können ebenso wie in West-Rumänien durch Temperatur- und Klimafeuchte-Gradienten verursachte Vegetationsabfolgen (NOTHOFAGO-EUCRYPHION Oberd. 1960, NOTHOFAGO-WINTERION Oberd. 1960, MYRCEUGENIO-NOTHOFAGION DOMBEYI (Esk. 1999) Pollmann 2001, AUSTROCEDRO-NOTHOFAGION DOMBEYI Esk. 1968, NOTHOFAGION PUMILIONIS Oberd. 1960 em. Freib. 1985) (Oberdorfer 1960, Freiberg 1985, Pollmann 2001, Pfadenhauer & Klötzli 2014) in großflächig zusammenhängenden, naturnahen Waldgebieten untersucht werden. Der erweiterte „space-for-time-substitution-Ansatz“ ermöglicht die Erforschung von Übereinstimmungen und Abweichungen hinsichtlich der vorrangigen klimatogenen Steuergrößen über die Regionen hinweg (Walentowski et al. 2020). Damit können makroökologische Hypothesen auf großräumige Gültigkeit getestet und verifiziert und regionale Abweichungen erkannt werden. Die Projektidee eröffnet erweiterte Erkenntnisse über Reaktionsmuster und Anpassung temperater Waldvegetation auf Landnutzung und Klimawandel.