ZZHH HIERgeblieben – Modellvorhaben Land(auf)schwung HIERgeblieben
Das Projekt H!ERgeblieben in der bundesländerübergreifenden Region Holzminden-Höxter (Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) wurde von 2015 bis 2018 im Rahmen des Modellvorhabens Land(Auf)Schwung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Auf der Grundlage empirischer Befunde sollten Strategien zur Stärkung der Bindung von jungen Erwachsenen an die ländliche Region entwickelt werden.
Während sich der wissenschaftliche Diskurs der vergangenen 30 Jahre zum demografischen Wandel in Folge der deutschen Wiedervereinigung und der massiven Migrationsbewegungen junger Menschen von den neuen in die alten Bundesländer im Wesentlichen mit den Gründen für Abwanderung beschäftigt hat, auch durch die Arbeit im Projekt H!ERgeblieben ein wissenschaftlicher Paradigmenwechseln vorangetrieben, der in einem ressourcenorientierten Ansatz die Bindefaktoren starker fokussiert.
Das Projekt H!ERgeblieben konzentrierte sich auf Jugendliche in der Berufsorientierungsphase. Mit Blick auf Wanderungsprofile gilt die Altersgruppe der 18-25-Jährigen als besonders mobil, die auch in der Untersuchungsregion den größten Teil der Abwanderer ausmacht.
Der Fortzug ist für viele eine logische Konsequenz, die mit den für die Lebensphase konstitutiven Entwicklungen wie dem Erwerb von Kompetenzen außerhalb des Elternhauses und der Herausbildung der eigenen Identität einhergeht. Gerade das Aufwachsen in ländlichen Regionen wird von vielen als ein Ausschluss aus zentralen Beteiligungskontexten gesehen, die für diese Entwicklungen förderlich sind.
Im Projekt wurde zunächst untersucht, was Jugendliche in ihrer ländlichen Heimatregion hält. In einer repräsentativen Studie unter Neuntklässler/-innen wurden die Einstellungen zur Region sowie die individuellen Überlegungen in der Berufsorientierungsphase erhoben. Die Einstellungen wurden explizit in der Mitte der schulischen Berufsorientierung ermittelt, um Strategien für eine Zielgruppe zu entwickeln, die ihre Berufs- bzw. Migrationsentscheidung noch nicht final getroffen hat.
Eine spannende Erkenntnis war, dass die Bindungsneigung der Zielgruppe zunimmt, je kleiner die Wohnortgröße ist. Erstaunlich ist hier besonders, dass Proband/-innen aus kleineren Ortschaften die Einkaufsmöglichkeiten in der Region positiver bewerteten als ihre Altersgenossen aus den ländlichen Städten.
Mittels statistischer Berechnungen wurde ein Modell entwickelt, das die regionale Bindung von Jugendlichen erklärt. Dabei stellten sich vor allem Gemeinschaftskontexte als besonders relevant heraus.
Alarmierend waren die Erkenntnisse zur Berufsorientierung. Rund einem Drittel fällt es schwer, sich einen Überblick über Berufsmöglichkeiten zu verschaffen.
Die Ergebnisse der Studie sind in 2017 bei Beltz-Juventa erscheinen. Im Anschluss an das Projekt H!ERgeblieben hat das ZZHH mit dem Projekt H!ER gestalten Jugendpartizipationsprozesse in ländlichen Räumen untersucht.