academica – Verbundvorhaben: Jenseits der Gläsernen Decke. Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung
Verschiedene Wissenschaftsorganisationen und die Politik haben in Deutschland eigens Programme zur Steigerung des Professorinnenanteils an Hochschulen aufgelegt. Auch wenn die Zahl der Professorinnen ansteigt – so die Bestandsaufnahme des Wissenschaftsrats – sind Professorinnen weiterhin unterrepräsentiert. Dies zeigen auch Daten zur Besetzung von Leitungspositionen an Hochschulen oder zur Verteilung der Besoldungsstufen – die Unterrepräsentanz von Frauen setzt sich „jenseits der Gläsernen Decke“ fort.
Verschiedene Studien zu Kulturen und Strukturen in der Wissenschaft bzw. den Hochschulen zeigen, dass nicht primär formale Zugangsbarrieren Ungleichheit (re-)produzieren, sondern die in hohen Maße kulturellen und häufig informellen Praktiken von Anerkennung bzw. Marginalisierung im wissenschaftlichen Alltag. Dabei beziehen sich die meisten Studien auf die Situation vor der Berufung, während über die Anerkennungs- und Marginalisierungsmechanismen nach der Berufung auf eine unbefristete Professur nur wenige und zumeist nur auf einzelne Disziplinen fokussierte Untersuchungen durchgeführt wurden. Während zu Professorinnen an Universitäten noch vereinzelt Untersuchungen vorliegen, sieht dies für die anderen Hochschultypen – Fachhochschule (HAW), Kunsthochschule und Musikhochschule – anders aus. Die durchaus unterschiedlichen Qualifikationswege, damit verbunden auch die Orientierungen und professoralen Selbstverständnisse sowie die organisationalen und fachkulturellen Spezifika wurden bislang kaum untersucht.
Das Verbundvorhaben ‚Jenseits der Gläsernen Decke – Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung (academica)‘ der TU Darmstadt und der HAWK Holzminden hatte zum Ziel, die Marginalisierungserfahrungen und Handlungsspielräume von Professorinnen in der Bundesrepublik Deutschland mithilfe einer qualitativen empirischen Untersuchung zu erforschen. Im Projekt wurden rund 110 themenzentrierte Interviews mit Professorinnen und Expertinnen aus Gleichstellung und Wissenschaftsberatung sowie 20 Interviews mit Professoren geführt und ausgewertet. Untersucht wurden deutschlandweit alle vier Hochschultypen: Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen, Kunsthochschulen und Musikhochschulen sowie Universitäten.
Im Teilprojekt I an der TU Darmstadt standen die Erfahrungen von Professorinnen an Universitäten und Kunsthochschulen, im Teilprojekt II an der HAWK Holzminden Professorinnen an Fachhochschulen (Hochschulen für Angewandte Wissenschaften – HAW) und Musikhochschulen im Zentrum. Bisherige Projektergebnisse wurden über Publikationen und durch Vorträge auf (internationalen) Fachkonferenzen in den wissenschaftlichen Diskurs eingespeist. Zudem ist eine Handreichung für die Hochschul- und Gleichstellungspolitik entstanden.
Das Vorhaben wurde von einem Wissenschaftlichen Beirat begleitet, dem folgende Personen angehörten: Dr. Barbara Hartung, Dr. Margarete Hubrath, Prof. Dr. Renate Ortlieb, Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Dr. Kathrin van Riesen, Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Prof. Dr. Beate Krais.