HAWK-Studierende reisen durch Südafrika: Exkursionbericht am Dienstag, 21. April 2009,18 Uhr, Hohnsen 2, Aula
Wieder einmal begaben sich Studierende der Fakultät Bauwesen der HAWK mit ihren Dozenten auf eine ungewöhnliche Exkursion. In den letzten Jahren waren Ziele in Asien und den USA bereist worden, in diesem Jahr unternahmen 24 Studenten der Studiengänge Architektur, Bau- u. Holzingenieurwesen sowie das Organisationsteam Dipl.- Ing. Anja Markwart, Dipl.- Ing. Thomas Kauertz, Prof. Dr. Alfred Breukelman und Prof. Dr. Axel Stödter eine Fachexkursion durch Südafrika.
Von Frankfurt aus startete die Hildesheimer Studentengruppe per Nachtflug „an das andere Ende der Welt“. Johannesburg, mit ca. 3,2 Mio. Einwohnern die größte Stadt des südlichen Afrikas, war die erste Station.
Mit dem Bus ging es direkt vom O R Tambo International Airport in den Stadtteil Soweto. George Makhlibu, ein Einwohner Sowetos, erwartete die Hildesheim Gruppe bereits, um ihnen dieses geschichtsträchtige Township zu zeigen.
Soweto, ein Stadtteil der Gegensätze: einerseits zählen die Bereiche, in denen sich eine schwarze Mittelschicht angesiedelt hat, zu den sichersten Gebieten Südafrikas, andererseits lebt der größte Teil der rund 1 Mio. Einwohner Sowetos in Blech- bzw. Holzhütten ohne fließend Wasser und Strom und teilweise fernab von jeglicher Infrastruktur, in einem der gefährlichsten Stadtteile der Welt.
In der Geschichte Südafrikas spielte Soweto immer wieder eine wichtige Rolle im Kampf um die Freiheit des Landes.
Der Tourguide, seinerseits ein Kämpfer gegen das Apartheidsregime, vermittelte einen Eindruck von den Lebensverhältnissen der Bewohner und den neuen Entwicklungen Sowetos. Natürlich war auch die Vilakazi Street ein Anfahrtspunkt: die einzige Straße der Welt, in der zwei Friedensnobelpreisträger, Nelson Mandela und Desmond Tutu, lebten.
In der Stadtverwaltung bekamen die Studierenden einen Eindruck davon, welche enormen Bautätigkeiten derzeit in und um Johannesburg im Vorfeld der Fußball Weltmeisterschaften im nächsten Jahr getätigt werden.
Zur großen Überraschung der angehenden Ingenieure wird erstmalig ein organisiertes Bussystem eingeführt. Dieses soll das, für Europäer doch durchaus chaotische System von Kleintaxen in Zukunft mit z.B. einem geregelten Fahrplan unterstützen. Beeindruckt war man vom Eisenbahnprojekt Gautrain. Hierbei handelt es sich um eines der umfangreichsten Eisenbahnprojekte in Afrika.
Einer der Projektleiter erläuterte, wie das Baukonsortium bis zur WM die Fertigstellung garantieren will.
Ehe die Hildesheimer Gruppe die Weiterreise mit dem Nachzug nach Durban antrat, wurden noch die beiden neuesten Museumsprojekte, das Hector Pieterson Museum und das Apartheid Museum besichtigt. Leider wurde ein, seit langem ausgemachter, Termin mit dem Bauleiter der WM Stadion Baustelle Soccer City in letzter Minute abgesagt.
Von Durban aus wurde die Exkursion in vier gemieteten Kleinbussen fortgesetzt. Erstes Ziel war eine Farm in der Region KwaZulu Natal. Drei Tage, fernab von der Zivilisation, übernachteten die Hildesheimer in traditionellen Hütten.
Einheimische Frauen erklärten den jungen Deutschen bei einem Hüttenworkshop, wie sie das Baumaterial Gras zur Dachdeckung und zur Befestigung verwenden. Mit den männlichen Dorfbewohnern wurde mit sehr großem Enthusiasmus der „Rohbau“ einer Zuluhütte gebaut.
Die Form dieser traditionellen, aus Holz und Gras bestehenden Unterkunft, ist dem eines Eskimo Iglus sehr ähnlich. Beeindruckt von der Einfachheit des Bauens und wie wenig man eigentlich zum Leben braucht, ging es wieder zurück nach Durban.
Auf der Reise in angemieteten Kleinbussen trafen die Studenten immer wieder mit der südafrikanischen Bevölkerung zusammen. Dabei erlebten alle, wie freundlich und aufgeschlossen, gerade auch die Ärmsten, ihnen gegenüber waren.
Die Exkursion wurde ein Jahr lang intensiv vorbereitet, Referate wurden ausgearbeitet, neben den landestypischen Themen lag ein Schwerpunkt bei den WM Stadionbaustellen und deren Infrastruktur.
Hierbei bildete das King Senzangakhona Stadion in Durban eine besondere Rolle, da der Entwurf und die Planung von diesem und auch von zwei weiteren WM Stadien aus der Feder des deutschen Architekturbüros GMP stammen.
Der leitende Projektingenieur empfing die Hildesheimer Studenten einen ganzen Nachmittag, um ihnen in aller Ausführlichkeit die Planung zu erläutern und sie im Anschluss über die beeindruckende Bausstelle zu führen.
Ein Teil der Stahlarbeiten dieses Stadions wurden in einer Hannoveraner Stahlbaufirma hergestellt, die ebenfalls als Teil der Vorbereitung im Vorfeld der Exkursion besucht worden war.
Auf der gesamten Exkursion durch Südafrika war das Thema Wasserversorgung bzw. Wasserknappheit gegenwärtig.
Umgeni Water, eine der erfolgreichsten afrikanischen Wassermanagement Firmen mit Sitz in Pietermaritzburg, erläuterte sehr ausführlich die Problematik und den Umgang mit den Wasserressourcen in der Region KwaZulu Natal.
Auf der gesamten Exkursionsroute von Johannesburg nach Kapstadt stießen die Hildesheimer immer wieder auf die Person Nelson Mandela. Mit sehr großem Interesse wurden die einzelnen Lebensstationen Mandelas besucht. Der Besuch auf der zum Weltkulturerbe zählende Gefängnisinsel Robben Island, zählt dabei sicherlich zu den emotionellsten Momenten der Reise. Geführt von einem ehemaligen Mithäftling Mandelas, besuchte die Gruppe die Zelle in der Mandela 18 Jahre seiner insgesamt 27 Jahre dauernden Inhaftierung einsaß.
Der Name Nelson Mandela ist in sehr vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Südafrika allgegenwärtig, Straßen, Plätze, Gebäude wurden nach ihm benannt. In der fünftgrößten Stadt Südafrikas, Port Elizabeth, befindet sich die Nelson Mandela Metropolitan University (NMMU). Diese war eine von insgesamt drei Universitäten, die die Hildesheimer Delegation aufsuchte, um sich über das Studieren und dem Studium in Südafrika zu informieren und vielleicht war gerade der Besuch an der Universität in Port Elizabeth der Start für eine mögliche Hochschulpartnerschaft. Beide Dekane der Fakultäten äußerten die Bereitschaft, Zielführende Gespräche zu führen.
Nach ca. 4300 Kilometer auf den südafrikanischen Straßen ohne weitere Probleme, wurde die letzte Station der Exkursion, Kapstadt erreicht. Auch hier warteten ungewöhnliche Programmpunkte auf die Gruppe.
Die Hafenbehörde Kapstadts Trasnet lud zu einem Vortrag über die Entwicklung und Infrastrukturelle Veränderungen der Häfen in Südafrika ein. Im Architekturbüro GAPP Architects erläuterten zwei deutsche Mitarbeiter, wie das Arbeiten in einem südafrikanischen Büro abläuft.
Mit dem erreichen des Kap der guten Hoffnung wurde auch der südlichste Punkt der Exkursion erreicht. Während des Sonneuntergangs blickte man auf zwei unvergessliche Exkursionswochen zurück.
Wer mehr über dieser Exkursion der Fakultät Bauwesen durch Südafrika hören und sehen möchte, ist herzlich zu einem öffentlichen Vortrag mit Ausstellungseröffnung am Dienstag, 21. April 2009,18:00 Uhr, Hohnsen 2, Aula, eingeladen.
Bau einer Zuluhütte