An der HAWK Fakultät Bauwesen wird ab dem WS 2006/2007 ein neuer Studiengang angeboten.DieserbildetFachleute aus, die die Lücke zwischen der chemischen Industrie und den Bauschaffenden schließen.
Es gibt heutzutage eine Unmenge an Stoffen und Materialien, die auf dem Bausektor bei Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten eingesetzt werden, und es gibt eine Unmenge an Fragestellungen, wo man welches Material wie einsetzen muß. Bauschaffende mit ihrer herkömmlichen Ausbildung sind häufig durch die Komplexität des Baustoffangebots und die Fragestellungen im Zusammenhang mit diesen zum Teil „High-Tech-Baustoffen“ überfordert, im Gegenzug wird gerade von diesenMenschen erwartet, dass sie mit hoher Sachkompetenz die richtigen Materialien am richtigen Ort einsetzen. Gefragt sind Fachleute, die die Lücke zwischen Chemikern, die einerseits die Baustoffe produzieren, und andererseits den Bauschaffenden, die diese Stoffe einsetzen, schließen.
Genau an dieser Stelle setzt der neu akkreditierte Masterstudiengang „Materialwissenschaften in Bau und Restaurierung an. Mit der Erteilung des Prädikates „Master of Science“ wird ein klarer Bezug zu den Naturwissenschaften, insbesondere hier der Chemie, hergestellt.
Nun kann es nicht Sinn und Zweck sein, aus Restauratoren, Bauingenieuren und Architekten Chemiker machen zu wollen, und dieses wird auch gar nicht angestrebt. Den Studierenden wird vielmehr die Möglichkeit gegeben, in zwei praxisorientierten Kursen die chemischen Grundlagen (soweit nicht schon vorhanden) zu erwerben, die sie dann im eigentlichen Masterstudiengang benötigen. So werden im 5. bzw. 6. Semester je ein Modul „Chemie für das Bauwesen I bzw. II“ angeboten. In diesen Wahlpflichtfächern werden grundlegende chemische Kenntnisse, soweit dies nicht schon in der schulischen Ausbildung geschehen ist, vermittelt und das vermittelte Wissen anhand eines Labor-Praktikums weiter vertieft.
Mit den so erworbenen Kenntnissen ist der Studierende bestens gerüstet, um sich nun im Masterstudium mit Stoffproblematiken vertieft zu beschäftigen. Welches Material kann nach dem derzeitigen Stand der Kenntnisse gefahrlos für den Verarbeiter und den späteren Gebäudenutzer verwendet werden? Welche Vor- bzw. Nachteile besitzen wasserlösliche Dispersionslacke gegenüber herkömmlichen Lacksystemen? Welche Möglichkeiten gibt es, Gesteinsfassaden dauerhaft gegen Einwirkung von Nässe und damit Schadstoffen zu schützen? Aus welchen Bestandteilen besteht eine Feuchtraumabdichtung oder ein Fußbodenkleber? Welche Kriterien sind bei der Auswahl eines Holzschutzmittels von Bedeutung?
Dies sind nur einige wenige Fragestellungen aus dem Bereich der Materialwissenschaften; Fragen, deren Beantwortung allerdings jetzt und erst recht in Zukunft eine immer größere Bedeutung zukommen wird und die nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gelöst werden können. Dieser Tatsache wird dadurch Rechnung getragen, dass an dem Studiengang nicht nur Baufachleute der Holzmindener Fakultät, sondern auch einige Kollegen des Fachbereiches Restaurierung und Konservierung in Hildesheim beteiligt werden. Interdisziplinarität ist hier nicht nur eine abgedroschene Phrase, sondern ist in der Vergangenheit durch gemeinsame Forschungsprojekte und durch zum Teil hochkarätige Diplomarbeiten in Zusammenarbeit mit der Industrie gelebt worden.
Angst vor der Chemie? Hierzu besteht kein Grund. Chemie ist viel mehr als das stupide Auswendiglernen von irgendwelchen nebulösen „Formeln“, und mit ein bisschen Einsatz auf Seiten der Studierenden und ein wenig didaktischem Fingerspitzengefühl auf Seiten der Lehrenden kann man hier sehr weit kommen – sogar bis zur Promotion, wozu der „Master of Science“ berechtigt.
Interesse geweckt? – Wenn ja, dann stehen Ihnen gern jederzeit die Kollegen Möhring und Thielmann zur Beantwortung weiterer Fragen zu Verfügung.
Prof. Dr. -Ing Rolf Möhring 0 55 31 - 126 107 , Prof. Dr. Thomas Thielmann 0 55 31 - 126 108