Zukunftsfähig? Stadt-Land-Beziehungen in Zeiten des Klimawandels

Erscheinungsdatum: 13.10.2023

Alle drei Jahre können sich kommunale Akteur*innen aus asiatischen und deutschen Städten, Landkreisen und Gemeinden bei der Konferenz deutsch-asiatischer Städtepartnerschaften begegnen, die von Engagement Global, der Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt organisiert wird. Dieses Jahr fand die Konferenz vom 27. bis 28. September 2023 in Hildesheim statt. Die HAWK hat sich gemeinsam mit der Bung Hatta University, ihrer Partnerhochschule aus Padang, der Partnerstadt von Hildesheim, im Rahmen der Konferenz präsentiert und von der langjährigen, erfolgreichen Kooperation berichtet.

Stadt-Land-Beziehungen in Zeiten des Klimawandels

In diesem Jahr standen die Verbindungen zwischen Stadt und Land im Fokus der Konferenz: Die Klimakrise fordert die Raumplanung zunehmend heraus, Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Land zu berücksichtigen. Die Stadt-Land-Kluft wird außerdem durch neue Formen des Arbeitens und einen starken Anstieg der Kosten für städtischen Wohnraum beeinflusst.

 

In der Folge verändern sich Einkommensverhältnisse und die Migrationsmuster in vielen Großstädten der Welt. Das komplexe Zusammenspiel von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Fragilität in den Städten – vom Anstieg des Meeresspiegels bis hin zur Süßwasserknappheit – hat diese zu Zentren sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten gemacht. Dies erhöht das Risiko von Gewalt und beeinträchtigt die Sicherheit der Menschen in den städtischen Zentren auf der ganzen Welt stark.

Aber auch ländliche Räume sind von Fragilität gekennzeichnet: Unter anderem wandern qualifizierte Arbeitskräfte und gerade solche mit Innovationskraft ab. Auch der Klimawandel betrifft diese Räume aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Landwirtschaft. Dabei sind Frauen besonders betroffen: In Katastrophenfällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen überleben, geringer und die Wahrscheinlichkeit, dass sie verletzt werden, größer.

Ein Vorschlag für einen Perspektivwechsel auf Städte geht aus einem Projekt des Stockholm Institute for Peace Research (SIPRI) hervor: Städte sollten demnach in erster Linie als Gemeinschaften unterschiedlicher Menschen und nicht als bauliche Umgebung betrachtet werden. Handlungsansätze zur Vorbeugung von Gewalt in Städten sollen sich auf soziale Ungleichheit und Unverbundenheit konzentrieren. Angesichts der sich verschärfenden Auswirkungen der klimabedingten Migration werden Städte durch stärkere Verbindungen mit dem Umland und mit anderen Städten in der globalen Gemeinschaft eher Strategien für Klimaresilienz finden. Globalen Städtenetzwerken kommt hier eine Schlüsselrolle zu.

Die Partnerschaft Hildesheim und Padang – HAWK und Bung Hatta

Hildesheim und Padang pflegen eine langjährige Verbindung: Seit 1988 besteht die Verwaltungskooperation zwischen der deutschen und der indonesischen Stadt, 1990 folgte der Abschluss einer Partnerschaftsvereinbarung zwischen der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) und der Bung Hatta Universität Padang.

Vor allem die Fakultät Bauen und Erhalten pflegt im Rahmen der Hochschulkooperation einen Austausch mit dem indonesischen Partner. So haben bis heute 160 Studierende und 20 Lehrende beider Hochschulen den Blick über den Tellerrand gewagt und sich an gemeinsamen Projekten beteiligt. Fundament der guten Zusammenarbeit ist der Perspektivwechsel in bautechnische Fragen – aus indonesischer Sicht auf der einen Seite (z.B. Erdbebentechnologie, Küstenbau, nachwachsende Rohstoffe wie Bambus) und aus deutscher Sicht auf der anderen (z.B. klimafreundliches Wohnen, Umweltaspekte, Baumaterialien aus recycelten Abfällen).
Gemeinsame Projekte behandelten bisher zum Beispiel ein Forschungsprojekt über die Verarbeitung und Verwendung von Bambus als Baumaterial, durchgeführt in den Holzlaboren der HAWK. In Indonesien brachte ein Workshop gemeinsam mit Studierenden beider Seiten sowie Experten aus der Region einen Einblick in moderne numerische Berechnungsmethoden im Bereich der Bauphysik und Statik. Auch in Pandemiezeiten stand die Partnerschaft nicht still. Online wurde in einem gemeinsamen Forschungsprogramm das Ziel verfolgt, Fertighäuser und deren Komponenten in Form eines Baukastensystems zu entwickeln, die die Möglichkeit bieten, ein Zuhause für viele Menschen zu schaffen. Der hohe Grad an Einfachheit der Fertighäuser war dabei von großer Bedeutung, damit sie von der gesamten und damit weniger wohlhabenden Bevölkerung sowohl in den Ballungsräumen als auch in der Provinz finanziert werden können.
Auch wenn das Programm überschattet war von Visaschwierigkeiten bei der Einreise sind sich doch alle Akteure sicher, dass es auch in Zukunft weitere spannende Bauthemen geben wird, die gemeinsam zu einem spannenden, neuen Ergebnis führen werden.