Jedes Buch sollte wie ein kleiner Schatz behandelt werden, auch wenn es durch noch so viele Hände geht. „Bücher in öffentlichen Leihbibliotheken müssen anders geschützt werden als wenig frequentierte Altbestände“, sagt Professorin Patricia Engel, Leiterin der Studienrichtung „Restaurierung von Buch und Papier“ des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Engel lehrt ihre Studierenden, flexible Konzepte für die Bestandserhaltung in Bibliotheken zu entwickeln. Im Rahmen eines Praxisprojektes ist jetzt ein Katalog für Benutzer herausgegeben worden.
„In ansprechender Form und leicht lesbar werden darin die Grundregeln zum Umgang mit zeitgenössischen Büchern dargestellt“, beschreibt Engel. Auf diese Weise sollen die Bücher dann richtig gebraucht und nicht blind verbraucht werden, was aus Sicht der Expertin natürlich den Geldbeutel der Bibliotheken schont: „Die Empfehlungen des Kataloges tragen dazu bei, dass das ohnehin knappe Budget nicht für Reparaturen und Ersatzbestellungen verausgabt werden muss, sondern für die eine oder andere Neuerwerbung reserviert werden kann.“
Entstanden ist der kleine Katalog, der sich aus einem Poster mit Text und einem Handtext zum Mitnehmen zusammensetzt, jetzt im Rahmen einer Untersuchung der öffentlichen HAWK-Bibliothek „Restaurierung und Gestaltung“ in Hildesheim – die Bibliothek war der Lehrsaal. Aufgabe der Studierenden war, die Räumlichkeiten und Bücher zu untersuchen, deren Zustand und Lagerungsbedingungen zu beurteilen und Empfehlungen zu geben. Engel beschreibt die Ausgangslage: „Diese Bibliothek wäre eine ganz ‚normale’ Leihbücherei, würde sie nicht so viele besonders schöne, zum Teil großformatige und daher teure Kunstdruckbände, sowie die ‚Sammlung Ritterpusch’, eine in sich geschlossene Bibliothek zu Themen der Buch- und Papierrestaurierung beherbergen.“ Dennoch könne die überwiegende Zahl der Bücher ausgeliehen und mit nach Hause genommen werden. Es habe gar keinen Sinn, stereotyp immer wieder die für die Lagerung von Büchern optimalen Klimawerte einzufordern. Die Studierenden müssten lernen, auf die gegebene Situation richtig zu reagieren. Sie seien die Anwälte der Bücher.
Auch in den vergangenen Jahren hat sich die Studienrichtung „Restaurierung von Buch und Papier“ schon verschiedener Bibliotheken angenommen. So wurden neben der HAWK-Bibliothek für Sozialpädagogik, die Bibliothek des Benediktinerstifts Altenburg in Österreich, die Kreis- und Landesbibliothek Eutin, die Archive der Stadtwerke Hildesheim und des Sanatoriums Barner in Braunlage sowie die Gersdorff-Weicha’sche Stiftung in Bautzen untersucht.
Wo immer Bücher ausgeliehen werden, ist die Information der Nutzer über eine richtige und schonende Handhabung von großer Bedeutung. Deshalb kann der jetzt entstandene Katalog für viele Bibliotekarinnen und Bibliothekare eine wichtige Unterstützung in ihrer Arbeit sein.
Der Katalog steht als download zur Verfügung unter:
http://www.fh-hildesheim.de/hawk/fb_konservierung/105295.php
