Gruppenbild mit Knirpsen – Bildungs-und Betreuungsformen für die Jüngsten in Deutschland im Vergleich zu Finnland, das war eines der Themen beim Besuch von finnischen Studierenden an der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Rund ein Dutzend angehende Sozialpädagoginnen und -pädagogen von der Helsinki Polytechnic Stadia, Faculty of Health Care and Social Services, waren für eine Woche in Hildesheim zum Informationsaustausch. Das Projekt stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Armut – Kinderarmut in Deutsch-
land und ihre Folgen“. Es wird auf Hildesheimer Seite von Prof. Uta Granitzka geleitet, auf finnischer Seite von Dozentin Irmeli Norokorpi.
Anregungen zu diesem Thema entnahmen die Hildesheimer Studierenden unter anderem der breiten Diskussion in den Medien über die „Neue Unterschicht“ in Deutschland. Armut so wurde festgestellt, bedeutet in der Regel Arbeitslosigkeit, oft gepaart mit schlechtem Bildungsstand. Die Kinderarmut ist in diesem Zusammenhang kein neues Phänomen, Kinder gehören zu den Schwächsten, das heißt, dass sich die Armut auf sie am deutlichsten auswirkt. Eltern haben häufiger ein Gefühl der Chancenlosigkeit, Perspektivlosigkeit und geben dies an ihre Kinder weiter. Sie können ihren Kindern häufig keine erfolgreiche Schullaufbahn ermöglichen. Ein weiterer Schwachpunkt liegt beispielsweise in fehlenden Betreuungsmöglichkeiten, die bei den Eltern die Aufnahme einer Berufstätigkeit ermöglicht, insbesondere in den Zeiten von „Hartz IV“.
In den skandinavischen Ländern ist das anders. Beim Thema Bildung war natürlich die HAWK-Modellkrippe in der Tappenstrasse genau
die richtige Anlaufstelle. Krippenleiterin Nicole Malek erläuterte den angehenden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen das pädagogische Konzept nach schwedischem Vorbild, das dem finnischen Bildungskonzept sehr ähnlich ist. So wurde denn auch schnell deutlich: Was in Hildesheim und auch in ganz Deutschland noch etwas Besonderes ist und den Status Modellprojekt besitzt, ist in Finnland Normalität. Das beweist auch der Spitzenplatz, den das Land bei der Pisa-Studie einnimmt.
Bildung ist eine Waffe im Kampf gegen Armut, so war denn auch die Erkenntnis im Zuge der durch viele Referate vorbereiteten Diskussion beider Studentengruppen. „Wir konnten auch über den Tellerrand schauen, althergebrachte Rollen und Maßstäbe überdenken“, sagt Studentin Katharina Goes im Namen ihrer Kommilitonen. Sie nennt ein Beispiel: „Die finnischen Mütter haben nach der Geburt ihrer Kinder viele Möglichkeiten, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Auch unser Leitziel muss sein, dass glückliche Eltern auch glückliche Kinder hervorbringen.“
Durch diesen Austausch auf europäischer Ebene haben die Studierenden beider Fachhochschulen die Möglichkeit, die nationalen Sozial- und Sozialarbeitssysteme zu vergleichen und die Chance, Möglichkeiten der Veränderung auszuloten. Vor fünf Jahren ist ein entsprechender Kooperationsvertrag zwischen beiden Hochschulen unterzeichnet worden. Wesentliche Ziele sind dabei gegenseitige Studenten- und Dozentenaustauschprogramme und die Förderung von Praktika und Studienaufenthalten.
Unterstützt wird der Austausch auch durch die Deutsch- Finnische Gesellschaft, Bereich Niedersachsen. Eine Teilnahme am Austauschprogramm ist auch eine Voraussetzung für das an der HAWK mögliche Europa-Zertifikat.