Erscheinungsdatum: 27.04.2007

<P>Restaurator(inn)en beteiligen sich an der Entwicklung von didaktischen Materialien</P>

Extra aus Schwarmstedt reisten die 13 Sechstklässler an. Eigentlich wollten sie die Universitätsbibliothek Hannover besuchen, aber für die besonderen Schätze der Dombibliothek Hildesheim mit der neuen Möglichkeit, nicht nur zu staunen, sondern auch etwas anfassen zu können, kamen sie bis nach Hildesheim.

Hier konnten sie nach einer Bibliotheksführung als erste Gruppe die Schätze des neuen „Welterbe-Koffer“ des Hornemann Instituts der HAWK ausprobieren: Die RestauratorInnen des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung der HAWK hatten speziell zu diesem Zweck Nachbildungen angefertigt, an denen man z.B. die Entstehung eines Buches mit Pergament-Einband nachvollziehen kann oder die Entstehung einer Buchmalerei von der Vorzeichnung bis zur Auflage des Blattgolds. Aber die einzelnen Materialien sind auch einzeln anzufassen: Schriftträger wie Papyrus, Pergament, Hadernpapier oder Wachstäfelchen mit Griffeln, Leder und bestimmte Holzbrettchen für die Einbände, aber auch Rohmaterialien zur Herstellung von Schreibmitteln wie Ruß, Ocker, Schildläuse oder Galläpfel aus dem Hildesheimer Wald etc. Unter den verschiedenen Schreibgeräten können die Kinder z.B. ein unpoliertes Rinderhorn mit einem polierten, im Mittelalter als Tintenfass benutzten, vergleichen.

Das Hornemann Institut initiierte und koordinierte das Projekt im Rahmen seiner „Welterbepädagogik“, d.h. pädagogisch-didaktische Heranführung an das Hildesheimer Weltkulturerbe Dom und St. Michael. Gleichzeitig trifft dieses Projekt einer der beiden Hauptaufgaben des Instituts, nämlich die breite Öffentlichkeit über die Gefährdung von Kulturgut und die Notwendigkeit, es zu schützen, aufzuklären. So lernendie Kinder z.B. durch Klima-Messungen in ihrer Klasse den Unterschied zu dem Klima in einer Bibliothek erforderlichen kennen. Außerdem sehen sie an modernen Büchern typische Schäden und machen dann an einem ihrer Schulbücher eine erste Zustandserfassung.

Die didaktische Leitung dieses Koffer-Projekts hatte die Diplom-Kulturpädagogin Kirsten Schönfelder. Zur Seite standen ihr die Werklehrerin Elske Randow, der Leiter der Dombibliothek, Jochen Bepler, sowie RestauratorInnen des Fachbereichs Konservierung, für diesen Koffer die verw. Prof. Patricia Engel und Dipl. Rest. Barbara Rittmeier von der Studienrichtung Buch/Papier.

Gefördert von der Alcoa Foundation entwickelt das Hornemann Institut zu einigen Bereichen des Hildesheimer Weltkulturerbes sog. Welterbekoffer mit Gegenständen, die die Besucher anfassen können. Das können je nach Thema Filme, interaktive CD-ROMs, Musik-CDs, Literatur, besonders geschützte originale Objekte, Kopien, Geräte zum Ausprobieren oder anderes sein. Die Objekte sollen möglichst alle Sinne ansprechen: Ästhetik, Tast- , Hör- und Geruchssinn. Wichtig ist die größtmögliche Authentizität der Objekte: Teilweise werden sie erworben, teilweise stammen sie aber auch aus Hildesheimer Beständen, die Kopien werden von RestauratorInnen und Studierenden der HAWK hergestellt. Außerdem wird jeder dieser Koffer eine didaktische Einführung für Pädagogen und Vorschläge für den Einsatz im Unterricht beinhalten.

Die Koffer werden ab Juni 2007 kostenfrei verliehen, außerdem können Workshops und Lehrerfortbildungen gebucht werden. Weitere Informationen hierzu über das Hornemann-Institut: www.hornemann-institut.de

Restaurator(inn)en beteiligen sich an der Entwicklung von didaktischen Materialien

Welterbekoffer; (c) Hornemann Institut, 2007. Welterbekoffer; (c) Hornemann Institut, 2007.