Nach ihrem Abschluss im Studiengang Kindheitspädagogik arbeitet sie als Kita-Leitung einer Einrichtung der AWO
In einem Seminar haben wir uns gegenseitig gefüttert, um dadurch ein Bewusstsein für die Perspektive der Krippenkinder zu bekommen. Wir haben uns auf den Boden gelegt, damit wir die Räume mit Kinderaugen sehen lernen. Das werde ich nie vergessen.
Wie sind Sie zur Hochschule HAWK gekommen und was hat Sie bewogen, genau hier zu studieren?
Ich habe in einem Familienzentrum als Erzieherin mit dem Schwerpunkt „Forschen“ gearbeitet. Dort hatten wir eine Kooperation mit dem „Haus der kleinen Forscher“ und dementsprechend unser eigenes Forschungslabor. Das Familienzentrum war Praxispartner der HAWK, gemeinsam mit Herrn Prof. Brée als Dozent. Ich war die Ansprechpartnerin von Herrn Brée und wir haben ½ Jahr zusammengearbeitet und das Forschungslabor der Einrichtung weiter ausgebaut und verändert.
Von Tag zu Tag merkte ich, dass ich mehr wissen brauchte und ich auch nach 9 Jahren im Beruf als Erzieherin lange nicht alles wusste. Ich habe viele neue Sachen und Herangehensweisen gezeigt bekommen und da habe ich gemerkt, dass ich noch mehr brauche. Über Professor Brée bin ich dann zum Studiengang Kindheitspädagogik gekommen.
Aus welchem Grund wollten Sie Kindheitspädagogik studieren?
Ich wollte mehr Wissen für die praktische Arbeit. Ich wollte mehr bewirken, meine Arbeit vorher hatte für mich irgendwann eine Endstation. Das Studium ermöglichte mir neue Möglichkeiten. Ich wollte mein berufliches Spektrum erweitern, damit ich nicht auf der Stelle bleibe.
Welche Kompetenzen aus dem Studium sind für Sie besonders wichtig?
Die Selbstständigkeit wird sehr gefordert. Jeder ist für sich selbst und den Verlauf seines Studiums verantwortlich. Das ist eine gute Vorbereitung für den späteren Berufsalltag gewesen. Fachlich habe ich in jedem Seminar Kompetenzen mitnehmen und aufbauen können.
Was war das größte Highlight während des Studiums?
Die Seminare waren alle sehr praktisch und nicht so „trocken“ gestaltet. In einem Seminar haben wir uns gegenseitig gefüttert, um dadurch ein Bewusstsein für die Perspektive der Krippenkinder zu bekommen. Wir haben uns auf den Boden gelegt, damit wir die Räume mit Kinderaugen sehen lernen. Das werde ich nie vergessen.
Was wollten Sie während des Studiums werden?
Zuerst wollte ich in der Kita-Fachberatung arbeiten oder in der kitaübergreifenden Projektarbeit.
Wo arbeiten Sie heute und welche Tätigkeiten üben Sie dort aus?
Heute bin ich Kita-Leitung von einer Einrichtung der AWO mit drei Gruppen – zwei Krippengruppen und eine Kindergartengruppe. Die Tätigkeiten einer Einrichtungsleitung sind immer abhängig vom Träger. Zu meinen Aufgaben gehört: Einstellen und Entlassen von Mitarbeitenden, Bewerbungsgespräche führen, Aufnahme und Entlassung der Kinder (Aufnahmegespräche, Überblick über Alter und Anzahl der Kinder), Budgetplanung für Essen, Beschäftigungsmaterial, Bauarbeiten, Putzfirmen etc., Personal- und Elterngespräche, Beschwerde- und Lobmanagement, Dienstplanerstellung und vieles mehr. Meine Leitungsstelle umfasst 15 Leitungsstunden und 23,5 Gruppenstunden. Ich kann mir meine Arbeitszeit frei einteilen und nach meinen Vorstellungen Termine planen und organisieren.
Wie lief der Start ins Berufsleben? Welche Herausforderungen gab es?
Ich bin Kita-Leitung geworden und habe eine komplett neue Einrichtung eröffnet. Ich habe die Räumlichkeiten einrichten und Personal einstellen können. Es lief nicht alles so einfach, wie ich das zu Beginn gedacht hatte. Budgetplanung, Koordination von Mitarbeitenden, Möbelaufbau und ein denkmalgeschütztes Gebäude stellten mich vor viele Herausforderungen. Das Kindheitspädagogikstudium hat mich jedoch sehr gut auf das Erarbeiten einer pädagogischen Konzeption vorbereitet. Gemeinsam mit dem Team haben wir mit Hilfe meiner Studienunterlagen die Grundlagen unserer pädagogischen Arbeit ausarbeiten können.
Was unterscheidet Sie als Kindheitspädagog*in von anderen pädagogischen Fachkräften?
Bei pädagogischen Themen habe ich ein weiter gefasstes Repertoire an theoretischem Wissen als ich vorher als Erzieherin hatte. Für mich ist wichtig, dass wir im Team miteinander arbeiten und uns bestenfalls gegenseitig ergänzen.
Welche Highlights haben Sie auf der Arbeit?
Jeden Tag gibt es Highlights. Wenn ich in den Gruppen bin und sich die Kinder freuen, wenn ich komme. Wenn ich die Kinder wickeln darf, auch wenn ich nicht jeden Tag in der Gruppe bin. Das Vertrauen der Kinder genießen, auch wenn ich mal in der Schlafwache bin und die Kinder bei mir schlafen. Eltern, die sich bedanken und uns auch wertschätzen.
Ihre Profession in drei Wörtern:
Flexibilität - Verfügbarkeit - Ansprechpartnerin für alle (Kollegen, Eltern, Kinder, Kommune, Träger)
Mein ultimativer Tipp für zukünftige Studierende:
Genießt die Zeit im Studium
Wenn du Kita-Leitung werden möchtest:
Viel Praxis
Schau dir verschiedene Träger an: Welche Erwartungen gibt es wo? - alle Träger sind unterschiedlich
Anna Hanslik
Studiengang: BA Kindheitspädagogik
Abschlussjahrgang: 2020
Aktueller Arbeitsbereich: Kita-Leitung einer Einrichtung der AWO mit drei Gruppen – zwei Krippengruppen und eine Kindergartengruppe
Das Interview entstand im Rahmen eines Studierendenprojekts "Berufliche Wege in der Kindheitspädagogik" im Sommersemester 2023.