So war mein Sommersemester 2020

BEng Green Building, 5. Semester

Studieren von Zuhause klingt vielleicht zuerst praktisch und entspannt. Rückblickend mit einem halben Jahr Erfahrung eines Online-Studiums muss ich sagen: Es ist allemal besser als ganz auf das Studium zu verzichten, kann aber der Präsenzlehre lange nicht das Wasser reichen.

Eines vorab, ich studiere den ingenieurwissenschaftlichen Studiengang „Green Building“ in Holzminden, lebe in einer Wohnung mit meiner Freundin und unserem Hund und bin demnach, nicht wie der Großteil meiner Kommilitonen, nicht in die Heimat zu meinen Eltern gezogen. Hinzu kommt, dass ich ein äußerst ehrgeiziger Student bin.

Nachdem die Hochschule komplett geschlossen wurde und sich die Lage etwas beruhigt hatte, war man als Student ein bisschen in der Schwebe. Niemand wusste wirklich, was als Nächstes passierte und was jetzt gemacht werden sollte. In dieser Zeit kristallisierte sich schnell heraus, welche Dozenten wie auf die neue Lage reagierten.

Einige meldeten sich bereits nach wenigen Tagen per E-Mail und begannen die Planungen für bevorstehende Online-Vorlesungen. Bei anderen dauerte es etwas länger. Zudem gab es im Allgemeinen einen deutlichen Mehraufwand, um E-Mails zu schreiben und zu lesen, da kurze Gespräche mit den Dozenten auf dem Gang, nach den Vorlesungen und in deren Büros entfielen.

Ein weiterer Punkt, der meine Kommilitonen und mich das Semester durchweg beschäftigte, war die technische Ausrüstung, die vor allem als Green Building Student nicht zu schmal ausfallen darf: Hardware, Simulationsprogramme, ein zweiter Bildschirm, vernünftige Kopfhörer mit Mikrofon, eine (Funk)maus, ein Scanner und Drucker und eine gute Webcam sollten mit zur technischen Ausrüstung gehören und sollten finanziell nicht unterschätzt werden.

Ohne den Lockdown wären diese Gegenstände für das Studium auch nicht notwendig gewesen, da man die sehr gut ausgestatteten PC-Pools benutzen kann.

 

Die Kombination zwischen Studieren und dem Privatleben sind auch nicht immer ganz einfach. Im normalen Studienalltag war für mich die Arbeit am Studium ab dem Verlassen der Hochschule beendet. Das war in der Zeit des Lockdowns wirklich schwer einzuhalten, denn viele Aufgaben, die erledigt werden mussten, waren ja auf meinem PC und man neigte dazu, ständig an diesen weiterzuarbeiten.

Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich, trotz des ganzen Home-Studiums, einen geregelten Ablauf einzuhalten. Meine morgendliche Radtour zur Hochschule habe ich während des Lockdowns durch einen morgendlichen Dauerlauf ersetzt. Durch das wenige Bewegen während der Vorlesungen und das dauerhafte Schauen auf einen Bildschirm brauchte ich vor allem einen gewissen Ausgleich.

Zu Mittagszeiten mit dem Hund das Haus zu verlassen oder durch regelmäßige Treffen mit einer Kommilitonin für die vielen Projekte waren für mich der perfekte Ausgleich zu sonst eintönigen Online-Vorlesungen. Gerade das Treffen mit der Kommilitonin empfand ich persönlich für äußerst wertvoll, da man sich so über die Whats-App-Gruppe des Semesters hinaus austauschen konnte.

Insgesamt wird wahrscheinlich deutlich, dass ich die Präsenzlehre absolut präferiere. Ich kann nicht von Erfahrungen anderer Hochschulen sprechen, glaube aber mit gutem und sicherem Gewissen sagen zu können, dass sich unsere Hochschule sehr bemüht hat, uns Studenten so gut es geht, unter die Arme zu greifen.

Aber letztendlich hat die Präsenzlehre der Online-Lehre einiges voraus. Einige Vorteile konnte ich dieses Semester auch wahrnehmen: Die Wahrnehmung des Studiums von nahezu jedem Ort mit einer entsprechenden Internetverbindung empfangen zu können, gehören dazu. Das Studium ging und geht weiter! Das ist das, was festzuhalten und wichtig ist, denn dafür hat unsere Hochschule viel auf die Beine gestellt.

Einen kompletten Hochschulbetrieb auf Online-Lehre umzustellen ist eine Mammutaufgabe, weshalb wir ihr die vergangene Zeit hoch anrechnen können.

Für die Zukunft in einer ausgereifteren Variante kann die Online-Lehre wirklich ein hilfreiches Mittel sein, aber studieren möchte ich doch lieber in der Hochschule, auch wenn dies in der aktuellen Lage der einzig logische Schritt war.